Den dritten und vierten Morgen sowie Abend widmeten wir den Jährlingsgämsen. Ich konnte es mir nicht richtig vorstellen Gämse im Waldrevier anpirschen zu können. Auch das es in diesem Waldrevier mehr Gämse als Rehwild geben sollte, war für mich als Gams Laie neu. 4 spannende Pirschgänge und Ansitzabende weiter, konnte ich es aber definitiv bestätigen.

Das Gamsrevier gehört unserem Freund Michl und liegt nur wenige Kilometer von unserer Herberge entfernt. Wir teilten uns wieder in zwei Gruppen auf und stiegen an unterschiedlichen Stellen ins Revier ein. Wir nutzten die Wege im Revier, um die steilen Hänge und kleinen Wiesenlichtungen abzuglasen. Tom und ich hatten noch keine 100 Meter zurückgelegt, als wir bereits das Echo eines Schusses von der anderen Seite des Reviers vernommen. Kopfschüttelnd aber grinsend wussten wir, dass Nico an diesen Tagen das Glück von Jagdgöttin Diana für sich gewonnen hatte.

Das Ungewisse bei der Jagd ist der spannendste und schönste Teil. Zum Jagdglück gehört nicht nur das passende Wetter, die passende Uhrzeit oder das vermeintlich passende Equipment, sondern passionierte Jäger, die ihr Wild und Revier kennen, um zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Nur so kann ein gesundes und nachhaltiges Verhältnis zwischen Natur, Wild und Mensch gelebt werden. Vermeiden von unnötigen Störungen, gepaart mit einer effektiven Bejagungsstrategie, sichert den langfristigen Erhalt unseres Naturgutes und die (Wild-)Vielfalt im Revier. WIR, sind immer noch Gast in der Natur.

Wir verbachten viel gemeinsame Zeit im Revier, beobachteten die Gämse und konnten von Michl viel über das heimische Wild, deren Verhalten und natürlich das richtige Ansprechen lernen. Am Ende konnten wir mit wenig Beunruhigung zum Abschussplan beitragen und waren mehr als glücklich über unsere Gamsabschüsse, bei unseren Jagdfreunden in der Steiermark.

Da es mein erster Gamsabschuss war, hatte ich die Ehre und das „Vergnügen“ zum Gamsjäger „geschlagen“ zu werden. Auch wenn die Rückfahrt schmerzlich in Gedanken bleibt, habe ich nie hinterfragt, ob es wirklich zum Brauchtum gehört. Umso mehr freue ich mich schon drauf, diese Tradition auch bei uns weiterleben zu lassen und den ein oder anderen aus der Gruppe zum Saujäger „schlagen“ zu dürfen.


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