Mit das wichtigste Handwerkszeug ist, bei diesen Entfernungen, das Spektiv. Zwar hat man irgendwann die Augen etwas auf die Gegebenheiten trainiert, aber ob sich eine weitere Pirsch lohnt, zeigt dann der Blick durch eine entsprechende Vergrößerung. Mein Schrittzähler kam die Tage auf jeden Fall auf seine Kosten und die Beine freuten sich auf die kühlende Einheit in der Mittagspause. Meine Familie konnte diese ersten Tage auch in vollen Zügen genießen. Zum Meer waren es vom Apartment nur ein paar Meter über die Straße und man konnte dort sogar mit den vorhandenen Kajaks etwas aufs Meer hinaus paddeln.

Am Abend des zweiten Tages hatten wir tatsächlich den passenden Muffelwidder im Anblick, leider erst im letzten Büchsenlicht. Das Licht schwand langsam und wir hatten kaum Chance näher als ca. 350 m heranzukommen. Man geht hier auch kein unnötiges Risiko ein, gerade in der Dämmerung sollte man optimale Bedingen für seinen Schuss haben. Diese hatten wir leider nicht, zu weite Schussentfernung, keine optimale Auflage und schwindendes Licht. Eine Nachsuche möchte man in diesem Gelände auf jeden Fall vermeiden, gerade in der Dunkelheit. Also blieb die Hoffnung, am nächsten Morgen den gleichen Ort wieder anzufahren und in der Umgebung nach dem Muffel zu suchen. Hierfür bekamen wir noch Unterstützung eines weiteren Guides, der in dem Gebiet schon 40 Jahre zur Jagd geht.

Trotz dieser Unterstützung hatten wir keinen Erfolg dabei. An diesem Morgen war insgesamt wenig auf den Läufen. Eine Situation bleibt aber auf jeden Fall nachhaltig in Erinnerung. Kurz vor Mittag hörten wir das Klagen eines Lamms und dies war nicht weit weg von uns. Ich dachte vielleicht wäre es irgendwo abgestürzt und sei verletzt. Die Antwort von Beza war aber „Nein, Prädator“ meinem fragenden Blick folgte ein, „Ja, Bär, Wolf oder Luchs, nimm mal die Waffe von der Schulter“. Wir verkürzten die Entfernung, weil er unbedingt wissen wollte, was es war. Das Herz schlug schon ein paar Schläge schneller, aber es gab keine weitere Begegnung. Das Klagen hörte auf und vom Ablauf und den Spuren, wird es wohl ein Luchs gewesen sein. Schon vorher hatten wir Spuren von Bären entdeckt, aber dann doch irgendwie in Reichweite zu sein, ist nochmal ein anderes Gefühl.

Die ursprüngliche Planung von Josip, der schon etliche Jahre in den Gebieten dort Jagdreisen durchführt, war so ein bis zwei Tage. Nun waren wir schon am dritten Tag und das Wetter änderte sich am Nachmittag. In den tieferen Regionen an der Küste war es sehr bedeckt und der Wind frischte deutlich auf. Deshalb fuhren wir in einen etwas höher gelegenen Revierteil und hatten dort ziemlich schnell Anblick.


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