Wir treffen nun aber auf verschiedene Gattungen unserer nichtjagenden Mitbürger, denen diese Fachkenntnis meist vollumfänglich fehlt.

Zum Beispiel den modernen Städter, der nun nicht wie gewohnt am Wochenende durch die Innenstadt schlendern darf, um einen überteuerten Chai-Latte mit Sojamilch im ToGo-Becher mit Namen drauf an der Promenade zu schlürfen, und nun über die sozialen Medien das wilde Spazierengehen für sich entdeckt hat.

Also kurz eine namhafte Wachsjacke und die dazu passenden Lederstiefel bei Amazon bestellt, bei Google Maps die passenden Wanderwege in deiner Region rausgesucht und schon wird der Tesla am nächsten Wochenende an den Waldrand navigiert. Vielleicht ist ja auch noch der Szene-Mops dabei, der nun das erste Mal in seinem Leben unbefestigten Boden unter den Pfoten hat und noch nicht weiß, ob er es gut findet, was er hier durch seine kurzgezüchtete Nase wittert.

Getreu dem Motto: „Das ist jetzt unser Wald, hier schnaufen wir mal durch...back to nature“ Ähm...Nein. Entschuldigen Sie, es ist nicht IHR Wald und sie parken da vor einer Einfahrt!

Auch wenn es oft Anhänger von einer Partei sind, die ja grundsätzlich ein anderes Verständnis von mein und dein hat, und die dann noch mit gefährlichem Halbwissen über Waldbetretungsrecht glänzen, so entsteht spätestens hier doch der erste Konflikt.

Auch wenn der letzte Absatz sicher etwas überspitzt und mit einer gewissen Ironie formuliert ist, so haben doch viele von uns ähnliche Begegnungen gehabt. Den meisten Mitmenschen unterstelle ich auch gar keine böse Absicht oder Ignoranz, eher ein Fehlverhalten aus Unwissenheit (Härtefälle gibt es natürlich immer).

Ich hatte Leute zu unterschiedlichsten Zeiten auf den Wildkameras oder habe sie halt bei den Reviergängen in unmöglichen Ecken, weit abseits der Wege angetroffen. Schlagbäume, Absperrungen durch den Forst, Beschilderungen etc. alles kein Hindernis. Meine Lieblingsantwort ist, „Es sah aus wie ein Weg“ und „Ich habe gar kein Wild hier gesehen“. Genau, der Weg ist ein ausgetretener Wildwechsel und sie sehen kein Wild, weil es schon längst geflüchtet ist. Mit viel Glück nicht auf die angrenzende Bundesstraße.


Laden...