Die nächste Fährte wartet und so vergeht der Sonntagmorgen und wir befinden uns wieder am Ausgangspunkt im Kreise aller Gespanne zur vereinzelten Kritik im Plenum. Der Obmann und die junge Ausbilderin führen noch einmal allgemein die Erkenntnisse des Übungstages aus. Die unterschiedlichen topografischen Begebenheiten geübt werden müssen: Vom Wald über den Weg oder über den Baumstamm bergab, stellte für die Gespanne eine Herausforderung dar. Allgemeines Nicken, sie fährt fort und erzählt zu jedem Gespann Positives wie Negatives. Es wird gemahnt, geneckt und gelacht, zur Erfrischung stehen kühle Getränke bereit.
Bei einer anschließenden Rundfahrt im nahegelegenen Revier findet schnell ein heiteres Gespräch statt, mit viel Humor und Selbstironie erzählt Lea gerne von Begebenheiten mit ihrem Hund, der immer etwas enttäuscht dreinblickt und so zur allgemeinen Belustigung beiträgt. Immer wieder streut sie Anekdoten auch mit anderen Hunden ein, man merkt, dass sie trotz ihres jungen Alters schon viel erlebt hat. Dabei hat sie sich eine persönliche Philosophie in Sachen Hundeführung entwickelt, die den Leitfaden in der Gestaltung der angebotenen Kurse wurde.
„Im ersten Teil, dem Grundgehorsam, geht es mir persönlich vor allem darum, dass sich Hundeführer nicht von ihrem Hund flachsen lassen.“ Als „Flachsen lassen“ bezeichnet Lea das Verhalten des Hundes, wenn er die autoritären Fähigkeiten des Führers in Frage stellt. „Das merken die meisten Hundeführer gar nicht, weil sie vom Hund immer so geliebt werden wollen, dabei macht der Hund seine Späße von morgens bis abends mit Herrchen oder Frauchen.“
Der Hundekurs teilt sich in zwei Teile auf, März bis Juni beim Grundgehorsam-Teil auf dem Hundeplatz sind auch Nichtjäger gerne gesehen. Sie haben sogar die Möglichkeit eine kleine Prüfung zu durchlaufen.
Durchsetzung ist für Lea Zigric der zentrale Punkt in der Hundeerziehung, das spiegelt sich auch in ihrem Charakter wieder. „Was meinst du, was ich für Blicke ernte, wenn ich morgens auf der Drückjagd aus dem Auto steige? Frau, klein, jung und dann auch noch ein Beagle! Solche Momente erfordern auch Durchsetzungskraft und Durchhaltevermögen.“ „Nicht nur gegenüber dem Hund,“ fügt sie noch zwinkernd an. Sie geht davon aus, dass sie von den meisten Männern auf der Jagd nicht ernst genommen wird. Insgesamt scheinen sich diese Vorurteile zwar langsam zu bessern, doch bei manch unbelehrbarem Individuum beißt man noch immer auf Granit. Trotzdem sei sie immer offen für Kritik an ihr oder lernt gerne von anderen, sie diskutiere einfach über alles gerne. „Abrichtung der Hunde hat nicht nur einen richtigen Weg, rassespezifische Unterschiede, aber auch Einzelcharakter müssen stets beachtet werden. Der Drahthaar ist führiger, der bis zur Prüfung ausgebildete Kurzhaar war wehleidiger und mein Beagle ist eh ein Fall für sich.“