.... hui, im Vergleich zu den letzten Wochen sind die Abende und Nächte zwischenzeitlich empfindlich kalt geworden. Hätte ich meinen warmen Ansitzsatz nicht leichtsinniger Weise daheim gelassen, würde das Zähneklappern nun kein Risiko darstellen das Wild vor dem Jäger zu warnen. Ich bemühe mich nur leise zu Zittern, oder ist es weniger die Kälte als die Freude über die wunderbare Natur?

Die Vorfreude der letzten Zeit auf die Brunft war jedenfalls groß – ich habe die Tage voller Erwartungen rückwärts gezählt. Bei jedem Ansitz lauschten wir ob schon irgendwo im Revier die ersten Hirsche zu hören sind. Langsam aber sicher hat die Brunft in der Zwischenzeit Fahrt aufgenommen und ist nun unüberhör- und -sehbar.

Mein Jagdherr Tilo und ich haben bereits an etlichen Abenden auf der Ledercouch gemeinsam die ordentliche Ansprache von Hirschen durchexerziert – zumindest schon mal in der Theorie und mit viel Jägerlatein. „Der Hirsch muss dir die Bierflasche zeigen“ – ich muss wohl sehr fragend geschaut haben bis Tilo schmunzelnd hinterherschob „die Augsprosse“. Solch „charmante“, nachvollziehbare und „verständliche“ Hilfen zum korrekten Ansprechen habe ich nun zu Hauf im Kopf und freue mich sie anzuwenden. Rotwild waidgerecht und vor allem nachhaltig zu bejagen ist unserem Jagdherrn ganz besonders wichtig. Ein eindeutiges, präzises Ansprechen und das Verhalten regelrecht zu studieren ist eine unverzichtbare Basis für eine professionelle Jagd – auch für uns die das Waidwerk als ambitioniertes Hobby betreiben. Tilos Anspruch färbt auf uns ab, und das ist gut so. Ich habe das in der Vergangenheit nicht immer so erlebt – schnell ist die Trophäe näher und lieber als die professionelle Hege.

So freute ich mich also auf den verabredeten, gemeinsamen Ansitz auf Schwarzkittel und Rotwild. Das es schön werden würde, ahnte ich. Aber nicht, wie wunderschön.


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