Ein paar Tage später saß er wiederholt an einer großen Schwarzdornhecke auf Füchse. Über sein neugewonnenes Kommunikationsmittel WhattsApp ließ er uns wissen, dass hier keine Füchse zu erwarten seien, da es hier vor Kaninchen nur so wimmele. Wir waren ratlos – Kaninchen gab es in diesem Revier überhaupt keine. Hasen durchaus, aber definitiv keine „20-30“, wie wir lesen konnten. Über mehrere Tage rätselten und rätselten wir – bis zur Lösung: Paule hatte der neuen Technik schlicht nicht zugetraut, auch auf über 50m noch jede MAUS (!) anzuzeigen. Wieder hellte sich sein Gesicht auf, dieses Mal mit dem belustigten Zusatz, dass man damit nun wirklich nicht rechnen könne – und dass die auch noch alle weiß seien! Gerade gestern kam er übrigens von seinem Zwangsurlaub zurück, er wird aufholen wollen die nächsten Tage…

Spaßig waren auch immer wieder die Beobachtungen von Waschbären, die wir bei schlechtem WBG-Wetter, also nach stundenlangem Regen, auf weite Entfernungen urplötzlich wie Pantomimen eine unsichtbare Leiter hinaufsteigen sahen, weil ihr dünnes, regennasses Bäumchen auf diese großen Distanzen zunächst so nicht erkennbar war. Oder aber welche, die aus Kanzeln herausschauten, als würden sie selbst ansitzen. Und natürlich die, die keine 1,5m entfernt nachts in einzeln stehenden Pflaumenbäumen schmausten und notgedrungen der festen Überzeugung waren, mit der „Ich bin ein Ast!“-Methode ungesehen zu bleiben – von wegen.

Interessant waren beispielsweise auch die in aller Schärfe und auf große Distanz deutlich zu beobachtenden Ranztanzereien eines hormongesteuerten Fuchsrüden, der mit verblüffendem Hüftschwung und beeindruckenden Moves versuchte, seine Angebetete zu becircen – eine seltsame Wahl, denn diese wiederum stellte sich als hüftsteife, arrogante und ignorante Zicke heraus. Ein fast eine Stunde andauerndes Ritual jedenfalls, dass mich an frühere Disco-Beobachtungen in meiner weit entfernten Jugendzeit erinnerte, vieles davon war regelrecht menschlich. Man konnte sich jederzeit einen leicht angeheiterten, enthemmten Dorfgigolo vorstellen, der auch nach Stunden noch nicht verstanden hatte, dass er nicht ganz den Ansprüchen seines nüchternen, intellektuell leicht überlegenen Gegenübers nicht so wirklich gerecht werden konnte.

Nicht zu vergessen sind aber natürlich auch Sicherheitsaspekte: Nicht nur, dass z. B. ein möglicher Schusshintergrund in einer Art abgesichert werden kann, an die so kein anderes optisches System auch nur im Entferntesten herankommt. Auch ungebetene Gäste und Neugierige am eigenen, für den Ansitz abgestellten Auto, am Hochsitz, dem Pirschpfad oder der Jagdhütte sind sofort zu entdecken. Und halten einen anschließend übrigens für eine Art optischen Gott, wenn man im Stockdunkeln schnurstracks auf ihr Versteck in den Büschen zuwandert und fragt, was denn nun ihr spätes Begehr sei.


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