So haben mir die Geräte also auch bei vollster Sonne schon enorm geholfen, und sei es nur, um die Spurlautprüfung unserer Brackendame „Otto“ erheblich zu beschleunigen und wirkungsvoller zu gestalten: denn bei entsprechendem Bewuchs, etwa Wintersaat, muss man nicht mehr endlos über die Felder stolpern, um einen der wenigen noch vorhandenen Hasen zu finden – und hat man ihn gefunden, dann ist der Hund, welcher in der Prüfungsabfolge gerade an der Reihe wäre, nach Murphy‘s Law natürlich gerade am anderen Ende der Treiberkette und schnell vergessen, wo denn nun eigentlich die Sasse des Flüchtenden war. Mit einem Wärmebildgerät ausgestattet sind die haarigen Lauftreffpartner schon von Weitem in der Sasse zu entdecken und somit gezielt mit dem richtigen Hund angehen – perfekt, schnell und hilfreich!

Oder aber beim Rehwildansitz: wie oft habe ich Stücke schon lange, lange beobachten können, bevor ich sie wirklich auch konventionell sehen konnte. Es ist immer wieder erstaunlich, wie lange sich Rehwild manchmal vor dem Austreten still und heimlich am Waldrand aufhält bevor es endlich ins Freie tritt – oder einfach wieder den Rückzug antritt, was ich früher nie mitbekommen hätte.

Auch das Angehen an Sitze kann ich nun unauffälliger gestalten, weil ich „störende Rehe“ auf meinen Hinweg, egal ob frühmorgens im Dunkeln oder am hellen Nachmittag, oft entdecke, bevor sie eben mich entdeckt haben, und so entsprechend reagieren kann. Nach dem selben Prinzip wurden auch meine Schalenwild-Pirschen bei Tageslicht immens spannender und erfolgreicher: früher bekam ich die im Gegensatz zu Sauen meist deutlich leiseren und vorsichtigeren Wiederkäuer aller Art im Bestand entweder gar nicht mit oder erst, als schon alles zu spät war. Passagen, in denen nichts zu erblicken war, musste ich trotzdem mit höchster Vorsicht bewältigen und verlor dabei viel Zeit und Büchsenlicht, was ich später oft schmerzlich vermisst habe. Durch ein WBG bin ich nun in der Lage, Wild in meiner Umgebung selbst durch kleinste Bestandslücken zu entdecken und dadurch vorgewarnt zu sein. Auch, wenn ich durch den grünen Dschungel nicht gleich erkenne, was genau ich da vor mir habe, kann ich nun vorsichtig den Winkel verändern oder die Distanz verringern, ohne dass ich wie früher einfach mit der Tür ins Haus falle. Es ist übrigens höchst erstaunlich, wie viele Rehe, ob im Bett oder schlicht erstaunt verhoffend, man etwa bei der Nachtpirsch auf Sauen in wirklich geringsten Distanzen passiert -auch das hat man früher schlicht nie bemerkt, es sei denn natürlich, das Dunkel explodierte herzinfarktfördernd urplötzlich lauft schreckend und polternd direkt vor einem. Aber das machen eben bei Weiten nicht alle Rehe, viele lassen einen an sich unbemerkt mucksmäuschenstill vorbeilaufen!

Mucksmäuschenstill sind aber auch Sauen weit öfter, als man denkt, auch hier konnte ich viel dazu lernen. Insbesondere in Gefahrensituationen, wenn sie misstrauisch ist oder nach einem Schuss etwa, kann eine komplette Rotte, die eben noch fröhlich lärmend wie ein D-Zug durch den Wald brach, innerhalb einer Millisekunde auf Statuen- oder Katzenmodus umschalten, in wirklich beindruckender, vorher mir unbekannter Art und Weise. Bei Verdachtsmomenten, etwa einem Windhauch im Genick oder einem unerwarteten Geräusch, reicht oft ein harscher Grunzer der Lokführerin und alles erstarrt, als seien sie – Frohes Neues übrigens!- gerade in Blei gegossen worden. Manchmal reicht es sogar, wenn eben die Stammesälteste einfach nur ohne jeden Warnlaut, urplötzlich verhofft und alle Rottenmitglieder es ihr unverzüglich gleichtun. Sie warten dann darauf, dass der Unbekannte gegenüber den ersten Fehler macht, um dann entweder als Stampede in Sicherheit zu rasen oder sich klammheimlich auf leisen Sohlen zu empfehlen, auch das habe ich schon oft erlebt. Jetzt erlebt, denn in meiner Zeit vor einem WBG habe ich dies alles einfach nicht gesehen.


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