Bis vor drei oder vier Jahren waren Wärmebildgeräte für den Otto-Normal-Jäger noch ein Geheimtipp ausschließlich für die Nachtjagd auf Sauen. Er wurde mehr oder weniger hinter vorgehaltener Hand von schwerhörigem Ohr zu schwerhörigem Ohr weitergetuschelt, als sei das Ganze mindestens anrüchig, auf jeden Fall aber das große, alles vernichtende Wort: unwaidmännisch – aber eben auch, wie heißt es so schön auf Neudeutsch: Leider geil! Inzwischen dürfte sich das Ganze ein Wenig normalisiert und die Gemüter zumindest für reine Beobachtungsgeräte wieder beruhigt haben. Wärmebildgeräte zählen inzwischen zur Standard-Ausrüstung fast eines jeden Jünger Huberti, das Angebot und die verschiedenen Modelle haben sich vervielfacht. Kaum noch kommen mir bei meinen vielen jagdlichen Begegnungen Unbedarfte unter, die wirklich noch nie etwas von dieser technischen Jagdhilfe gehört, geschweige denn solche, die nicht einmal hindurchgeschaut haben. Und davon wiederum ist eigentlich immer und jeder begeistert und überzeugt.
Auch die Anwendungen werden immer varianten- und einfallsreicher, von der reinen Sichthilfe auf Schwarzkittel bei dunkelster Nacht ist man in den meisten Fällen schon lange abgekommen. Viele, viele Neunutzer bekamen im wahrsten Sinne des Wortes schlichtweg neue Augen, haben viel über Wild und sein Verhalten, das eigene Revier und die Bestände darin gelernt. Als Folge davon haben viele auch ihre Art zu jagen umgestellt und sind so um ein Vielfaches erfolgreicher als „früher“ geworden – die enorme Strecke von 830.000 Sauen im letzten Jagdjahr hat sehr deutlich etwas mit technischem Fortschritt, geringeren Anschaffungskosten und fortschreitender Anwendung zu tun, daran kann es nicht den geringsten Zweifel geben. Ich bekomme seit Jahren eine Unmenge von Feedback durch Neunutzer, die mir ihre Erlebnisse erzählen oder schreiben – ausdrücklich KEINER hat seine Anschaffung bisher von Grund auf bereut, wirklich niemand! Der ein oder andere hätte im Nachhinein vielleicht doch lieber ein anderes Modell oder anderes Zubehör genommen, aber im Grunde hält ein jeder den Daumen ganz weit nach oben, fragt man ihn nach seiner Meinung und seinen neuen Erlebnissen.
Ich selbst bin ja nun auch das ein oder andere Mal da draußen in Feld und Wald unterwegs, wie man vielleicht weiß. Seit etwa sechs Jahren ist ein Wärmebildgerät mein ständiger Begleiter, auch tagsüber – denn wenn man sich mal anschaut, was einem die Technik denn wirklich an Neuerungen, Wissen und nicht zuletzt auch Kuriosem bringt, dann ist eine der ersten Erkenntnisse immer die, dass es eben kein reines „Nachtsicht“gerät ist. WBGe arbeiten völlig unabhängig von jedem Licht, sie brauchen es nicht, es hindert sie aber auch nicht, anders etwa als die Geräte, die man landläufig unter „Nachtsicht“ versteht, Restlichtverstärker nämlich. Diese benötigen immer ein wenig Licht, welches man ihnen nicht selten durch mitmontierte IR-Aufheller liefern muss. Bekommen sie durch z.B. ein vorbeifahrendes Auto oder eine versehentliche Anschaltung bei Tageslicht zu viel davon, können zumindest Röhrengeräte auch ernsthaft geschädigt oder gar zerstört werden. Einem WBG ist beides herzlich egal.