Ich, als der erfahrenste Luigi-Dolmetscher unter uns jedenfalls bin der festen Überzeugung, die Worte „Audoban“, „Gas gegebe“, „Regeboge“ und „von die Middelmeer bis an die Adria über die gaaaaanze Italia!“ herauszuhören. Diese Erzählung sprudelte übrigens gewohnt zusammenhanglos aus Luigi heraus, als er gefragt wurde, wann er mal wieder ein Schinkenessen veranstalte – und während er, als wir Mais für Fasanenschütten pflückten, sich die braunen Haare eines Maiskolbens als Schnauzer unter die Nase geklemmt und mehrmals laut kichernd „Wollt Ihr die todale Kriek?“ in den nahen Eichenwald gebrüllt sowie anschließend mindestens zwei Mal „O sole mio“ und einmal „Ave Maria“ gesungen hatte. Das geschichtsträchtige Bärtchen vergaß er über den Nachmittag natürlich, grüßte damit zig Passanten und lachte sich unter wildem „Ey, Getzefried, guggste mo!“ halb tot, als es ihm Stunden später beim Naseputzen ins Taschentuch fiel. „Getzefried“ ist übrigens mein Vater. An der Aussprache von dessen Vornamen hat sich Luigi in den letzten 20 Jahren wohlweislich nicht einmal versucht, den Nachnamen hat er inzwischen aber immerhin erahnbar drauf. Böse, linguistisch bewanderte Zungen behaupten übrigens, Luigi könne auch kein Italienisch, sondern spreche irgendeinen sonderbaren Dialekt. Uns würde das nicht wundern.

Aber wir waren bei der Schwiegermutter. Diese ist vor kurzem, Gott habe sie seelig, im Alter von exakt 100 Jahren verstorben. Im Grunde genommen eine Überraschung, denn Luigi, nicht wenige andere und ich selbst waren an sich der festen Überzeugung, die rüstige Dame sei unsterblich. Auf jeden Fall aber war sie die unangefochtene Chefin im Hause Pirazzi und die Einzige, vor der selbst Luigi den Kopf einzog. Allerdings nicht ohne zumindest kleinlauten verbalen Protest, denn die regelmäßigen Rüffel der Seniorin quittierte er mit „Jawoll, Hitler!“ oder berichtete uns aufgeregt von Anweisungen, die er mit „Horsch emal, dasse hadde die Nazi gesagt! Die Omma!“ beschrieb.


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