Testbericht- Nitehog VIPER
Tests

Testbericht- Nitehog VIPER

Text: Lisa Jensen
Bilder: Lisa Jensen

Die fortschreitende Technisierung kennzeichnet und verschärft den Wandel in allen Bereichen unserer Gesellschaft, so auch bei der Jagd.

In einigen Ländern ist es erlaubt, Nachtsicht- und Wärmebildvorsatzgeräte zu benutzen und somit steigt auch das Angebot an Vorsatzgeräten. Viele Jäger sehen das als Chance zur effektiven Bejagung gegen die afrikanische Schweinepest oder auch um die Population niedrig zu halten, um größere Wildschäden zu vermeiden.

Ich konnte das neueste Wärmebildgerät „Viper“ von der Firma Nitehog testen.

Nitehog gibt es schon seit 8 Jahren und hat aktuell 4 Wärmebildgeräte auf dem Markt. Für rund 3000 € lässt sich das Gerät erwerben und man bekommt dazu eine Transportbox, zwei Akkus, ein Akkuladegerät, ein Lens Pen, einen Tragegurt, einen Konterring, ein Reinigungstuch und eine Tasche mitgeliefert.

Als ich das Gerät zum ersten Mal in der Hand hielt, war ich über die Größe von nur 13 cm und einem Gewicht von 255 Gramm, ohne Akku, positiv überrascht.

Der Hersteller verspricht eine garantierte Präzision, eine unglaubliche Erkennungsreichweite bis zu 1350 m und ein klares Echtzeitbild. Ob dieses kompakte Gerät den Versprechungen standhalten kann, galt es für mich zu untersuchen.

Ich fuhr zum Schießstand und war gespannt, wie sich das Gerät auf der 100 m Bahn schlagen wird und ob die Schussgenauigkeitstoleranz von bis zu 7 cm eingehalten wird. Zuerst schoss ich ein ohne das Gerät auf die Scheibe, um die Treffpunktlage zu sehen. Alle Schüsse waren im 10er Kreis.

Zunächst brachte ich an die Scheibe ein Wärmepad, montierte das Gerät auf mein Zielfernrohr, stellte das Bild vorne am Fokussierring scharf und schoss erneut. Auch hier waren die Schüsse in keinem nennenswerten Abstand zu den Schüssen zuvor in der Mitte der Scheibe. Ich war wirklich erstaunt, jedoch trotz der guten Auftreffpunkte etwas misstrauisch.

Wenn man im Stockdunklen auf dem Hochsitz sitzt, oder Pirschen geht, kann man doch nicht noch mit der Lampe leuchten, um das Gerät ordentlich zu montieren. Also montierte ich das Gerät mit einer halben und einmal mit einer viertel Umdrehung, um zu sehen, wie sich das auf die Trefferlage auswirkt. Verblüfft schaute ich auf die Scheibe und sah, dass auch hier die Schüsse in keinem nennenswerten Abstand zu den anderen Schüssen lagen. Das beruhigte mich sehr, denn wenn man auf ein Lebewesen schießt, sollte man seiner Waffe zu 100% vertrauen können.

Auf dem Schießstand machte ich mich noch etwas mit der Handhabung vertraut. Auf dem Gerät sind drei Knöpfe Z, N und ein Lichtsymbol, mit denen man die Hauptfunktionen tätigen kann.

Drückt man lange auf das Z, so schaltet man das Gerät an oder aus. Bei längerem Drücken aktiviert man den 2 bis 4-fachen Zoom. Mit einem kurzen Druck auf das N aktiviert man NUC und das Gerät kalibriert sich. Man kann die Kalibrierung manuell tätigen oder auf den Auto-Modus stellen, bei dem die Kalibrierungsfrequenz von der Temperatureigenschaft des Sensors abhängt. Bei der dritten Taste, dem Lichtsymbol, lassen sich die vier Helligkeitsstufen einstellen und bei längerem Drücken die Polarität ändern.

Das heißt, warme Objekte erscheinen in Schwarz oder in Weiß. Neben den Hauptfunktionen gibt es noch viele andere Funktionen, die man durch das Drücken mehrere Tasten aktivieren kann. So kann man zum Beispiel die Bildhelligkeit, den Kontrast, die Farbpalette, den Szenentyp, den Wettertyp und Filter einstellen.

Die Farbpalette verfügt über die Modi Weiß warm, Schwarz warm, Rot warm und Isotherm, bei dem warme Objekte in verschiedenen Rottönen dargestellt werden.

Da die Bildqualität bei vielen Wärmebildgeräten bei Nebel deutlich nachlässt, war ich gespannt wie sich die Kamera schlägt, wenn ich den Wettertyp „nasses Wetter“ bei nebligem Wetter einstelle.

Neben diesen Funktionen gibt es noch weitere, wie zum Beispiel MPBR, wo man fehlerhafte Pixel korrigieren oder löschen kann.

Leider hat es keinen Standby Modus und man muss das Gerät komplett ausschalten, wenn man es nicht dauerhaft angeschaltet haben möchten. Bevor ich das Gerät mit den vielen Funktionen in der Praxis testen wollte, lud ich die beiden mitgelieferten Akkus nochmal auf. In das Gerät passt jedoch nur ein Akku und so kann man den zweiten als Ersatz mitnehmen, falls der Ansitz mal länger dauern sollte. Ein Akku hält bis zu 5 Stunden.

Für den ersten Abend wählte ich einen Hochsitz an einem Hang, von dem man einen sehr weiten Blick über das Revier hat, um vor allem zu sehen, auf welcher Entfernung ich noch das Wild ansprechen kann. Ein Hase saß nicht weit von mir und so probierte ich mich durch die Farbpalette und stellte die Helligkeit so ein, dass sie für mein Auge angenehm erschien. Auf der anderen Seite vom Hang standen mehrere Rehe, die ich anhand deren Größe durch das Gerät ansprechen konnte.

Bei Nebel und Regen kann man wirklich noch gut sehen und die Wildart ansprechen und das Bild durch den Modus „Nasses Wetter“ optimieren.

Da in Lettland die Jagd mit Vorsatzgeräten erlaubt ist, kam das VIPER natürlich mit in mein Gepäck.

Als ich mit dem Pirschführer nachts unterwegs war, hatte ich schon irgendwie ein mulmiges Gefühl. In der dunklen Nacht, bei fremden Wildarten und in einem Revier, in dem man sich nicht auskennt, pirschen zu gehen ist schon sehr aufregend. In einer Nacht konnte ich mich mit dem Pirschführer an eine Rotte Sauen anpirschen.

Durch das Gerät hatte ich einen Überblick über die gesamte Situation und im Hintergrund waren keine weiteren Stücke. Also nahm ich das Gewehr in den Anschlag und konnte eine saubere Kugel auf einen Überläufer antragen. Ich sah, dass er im Knall lag und konnte sehen, wohin die anderen Stücke flüchteten, jedoch keinen weiteren Schuss antragen.

Das VIPER Wärmebildvorsatzgerät ist sehr empfehlenswert. Durch die kompakte Bauweise lässt es sich schnell montieren und man kann durch das leichte Gewicht auch ohne Auflage schießen. Das Bild ist wirklich sehr gut und klar und man kann auf über 100 Metern die Wildart gut ansprechen und Texturen von der Schwarte zum Beispiel erkennen.

Leider hat es keinen Ausgang und somit kann man das Bild nicht auf das Handy übertragen und keine Fotos oder Videos machen, was ein schöner Zusatz zu dem sonst rundum guten Gerät wäre.


Laden...