Wir pirschten noch etwas weiter und sahen einen Spießer mit einem Schmaltier auf sehr weiter Entfernung. Also pirschten wir weiter, bis ich mir sicher war, dass ich eine saubere Kugel antragen kann.
Ich legte auf einem Strohballen auf, ließ die Kugel fliegen. Der Spießer lag im Knall. Mein erstes Stück Wild in einem anderen Land. Ich freute mich sehr. Im Jagdhaus angekommen, erzählte ich von meinem Abend bei einem kühlen Bier und wir ließen den Abend gemütlich ausklingen.
Am nächsten Morgen ging es wieder früh los. Noch etwas müde stieg ich in den Bus und hatte irgendwie nicht viel Erwartung, da ich am vorherigen Tag auf der Drückjagd gar nichts gesehen hatte. Beim zweiten Treiben saß ich auf einer großen offenen Fläche. Es war etwas kühler und ich mummelte mich gemütlich ein. Nach ein paar Minuten riefen die Treiber „Bull, Bull!“. Kurzer Zeit später knallte es und in meinem Kopf wünschte ich dem Schützen schon Waidmannsheil. Auf einmal riefen sie wieder „Bull! Bull!“.
Doch diesmal war es sehr nahe an meinem Stand. Oh Gott! Ich war sehr, sehr aufgeregt. Hier wird doch jetzt nicht wirklich ein Elch kommen? Es krachte direkt am Weg neben mir, ein Elch kam von rechts aus dem Wald und lief auf dem Weg vor mir an meinem Stand vorbei. Ich nahm das Gewehr in den Anschlag und schoss. „Mist, vorbei!“ dachte ich und schoss erneut. Kein Zeichnen. Nichts. Ich schoss erneut. Nichts. Der Elch verschwand auf der anderen Seite im Wald. Ich konnte kaum glauben, was gerade passiert war, und war den Tränen nahe. Nicht, weil ich dachte, dass ich nun vorbeigeschossen hatte, sondern weil meine Angst groß war, dass ich den Elch angeschossen hatte und er nun irgendwo qualvoll liegt.
Ich zitterte und war auch irgendwie sauer auf mich. Normal schieße ich doch nur, wenn ich mir zu 100% sicher bin, dass ich das Tier auch wirklich tödlich treffe. Und jetzt bin ich in einem anderen Land, in einem fremden Revier und mache so etwas vor Aufregung. Ich nahm das Gewehr und stellte es, enttäuscht von mir selbst, in die Ecke. Die Minuten bis zum Ende des Treibens fühlten sich an wie Stunden. Aber eigentlich war ich mir doch ganz sicher, oder nicht? Meine Gedanken kreisten und ich konnte nichts tun, außer zu warten.
Endlich kamen die Treiber und fragten „Did you shoot?“ Ich nickte und zeigte in die Richtung, in die ich geschossen hatte. In dem Moment kam auch schon mein Vater freudestrahlend und rief von weitem: „Hast du geschossen? Waidmannsheil!“. „Nee, es war vorbei glaube ich, oder hoffe ich...“ Da riefen die Treiber: „Here is blood!“ und liefen mit den Hunden in die Richtung, in die ich auch den Elch verschwinden sah. Ich sollte erst einmal am Weg warten.