Letzten Sommer saß ich mit meinen Eltern und einem Freund auf unserer Terrasse in Dänemark und wir genossen die herrliche nordische Brise, die uns ins Gesicht wehte. Eigentlich höre ich erst gar nicht hin, wenn sich mein Vater mit seinen Bekannten auf dänisch unterhält, da ich sowieso nicht viel verstehe.
Als der Freund dann aber meinen Vater fragte, ob er mit nach Lettland zur Jagd fliegen möchte, spitzte ich doch meine Ohren. Ich kannte schon seine Antwort, bevor er den Mund aufmachte, denn mein Vater ist der introvertierteste Mensch, den man sich nur vorstellen kann. Mit einem Flugzeug fliegen, mit fremden Menschen und dann auch noch Drückjagden? Auf gar keinen Fall! Nichts geht über einen gemütlichen Sauenansitz oder eine Entenjagd im eigenen Revier, und zwar alleine. „Gut, dann fliege ich eben mit.“ sagte ich. Ein fremdes Land mit einer anderen Flora und Fauna? Wahnsinnig interessant!
Die Diskussion entfachte und mit ganz vielen Totschlagargumenten konnten wir ihn schlussendlich doch noch überzeugen. Noch am selben Abend war die Reise gebucht und ich konnte es kaum abwarten. Mein Vater war mindestens genauso aufgeregt, konnte es wahrscheinlich nur nicht so zeigen. Ich beantragte den europäischen Feuerwaffenpass und wartete auf den Herbst.
Da die Reise von Dänemark ausging, fuhr ich also im Herbst von Deutschland wieder hoch in den Norden. Nach einer achtstündigen Fahrt kam ich mit knurrendem Magen an und die Aufregung stieg. Mein Vater empfing mich und bot mir überraschenderweise etwas zum Abendessen ab. Er ging in die Küche und kam mit einer Dose Bier und einer Dose Fisch zurück. Ich musste über seine Kochkünste schmunzeln, er zuckte die Schultern und wir wussten beide: Wir werden eine tolle Zeit haben.
Am nächsten Morgen ging es zum Flughafen, wir flogen nach Riga und fuhren von dort in das wunderschöne Jagdhaus, das direkt an einem See lag. Da wir erst mitten in der Nacht ankamen, gab es nur noch etwas zu Essen und danach ging es direkt ins Bett, denn am nächsten Tag sollte es schon ganz früh losgehen.