Zuversichtlich begebe ich mich auf den Schießstand. Ein erster Eindruck „unter Feuer“ muss her. Da ich zunächst kein Glas montiert hatte, führte mich der erste Weg gleich auf den Stand mit dem laufenden Keiler. Für die 50 Meter ist die angebrachte Drückjagdvisierung völlig ausreichend.

Nach drei zufriedenstellenden Durchläufen mit «Einzelfeuer», will ich die Vorzüge des schnellen Repetiervorganges austesten. Mir gelingen auch Doubletten auf den laufenden Keiler mit meinem 98er, die Maral setzt hier für mich aber neue Maßstäbe. Die Balance der Waffe und die durch die Technik beschleunigte Schussbereitschaft lassen mich recht schnell sogar Tripletten versuchen. Das Gesamtkonzept fühlt sich stimmig an. Die Waffe schwingt wunderbar.

Nach Montage eines Leupold VX 6 (1-6x24) stellt sich heraus, dass die Waffe sich auch, was die Präzision anbelangt, nicht hinter der Konkurrenz verstecken muss – eher das Gegenteil ist der Fall.

Das VX 6 erfüllt die an ein modernes Drückjagdglas gestellten Erwartungen fast gänzlich. Das Glas zeigt ein bestechend scharfes und kontrastreiches Bild. Der Leuchtpunkt lässt sich in 12 Stufen den Gegebenheiten vor Ort anpassen und zeichnet sich klar und kreisrund ab.

Das Sehfeld von fast 39 Metern – auf 100 Meter und bei 1-facher Vergrößerung - erlaubt beste Übersicht und steht deutlich teureren Gläsern der absoluten Premium-Klasse nur unwesentlich nach. Mit einer halben Umdrehung des Verstellringes ist das Glas auf 6-fache Vergrößerung eingestellt und erlaubt dem Schützen so beispielsweise das Ansprechen im Anschlag ohne den zeitraubenden Griff zum Fernglas, das ohnehin meist im Auto vergessen wurde… Die Helligkeitseinstellung des Leuchtpunktes allerdings lässt mich mehrfach verzweifeln:

Einmal drücken – an. Jeder weiter Druck auf die Taste lässt den Punkt heller werden. Dann blinkt der Punkt mehrmals auf und wird jetzt bei jedem Druck wieder schwächer. So kann man die Helligkeits-Klaviatur rauf und runter spielen. Wird der Knopf aber statt kurz gedrückt, zwei Sekunden gehalten, wird es statt heller dunkler bzw. umgekehrt, je nach dem, in welche Richtung man gerade unterwegs war. Intuitive Bedienung sieht anders aus! Gerade unter Stress und mit kalten Finger oder Handschuhen, wird es mitunter kniffelig.

Lobenswert finde ich den integrierten „Bewegungsmelder“. Der Leuchtpunkt schaltet sich nach fünf Minuten ohne Bewegung automatisch ab und bei der kleinsten Bewegung sofort wieder an. Gerade für Schlafmützen wie mich, die gerne mal die Waffe mit eingeschaltetem Leuchtabsehen in den Schrank stellen, ein tolles, batteriesparendes System.

Insgesamt stellt die Verbindung der Maral mit dem Leupold VX 6 (1-6x24) eine gelungene Kombination dar, deren Stärken auf Drückjagden und bei der Dämmerungs-Pirsch zur Geltung kommen.

Die zwei Dreier-Gruppen die ich zur Kontrolle vom Sandsack auf die 100 Meter entfernte Scheibe versende, liegen alle auf einem 2-Euro-Stück. Sicherlich gibt der Abzug einiges an Verbesserungspotenzial her, ist nach meinem Empfinden aber, insbesondere für eine „Drückjagdwaffe“, brauchbar. Der deutlich kratzende Vorweg sollte beim Drückjagd-Einsatz ohne Relevanz sein.

Aber wo Licht ist, da ist auch Schatten. Wie bei allen neuen Sachen, insbesondere Autos und Waffen, verspüre ich, was Pflege und Wartung anbelangt, stets eine Anfangseuphorie, die sich in der Regel nach einiger Zeit verflüchtigt. Im Fall der Maral allerdings, nimmt bereits beim ersten Reinigungsvorgang der Verdruss seinen Lauf.

Insbesondere die große Öffnung hinter dem Auswurffenster sehe ich hier als Problem an. Fängt sich hier Dreck und Schnee, muss das, mit Blick auf den durch Federdruck nach vorn schnellenden Verschluss, zwangsläufig zu Problemen beim Nachladen führen. „Wie komme ich denn da ran?“, schießt es mir andauernd durch den Kopf. Die Reinigung des Laufes vom Patronenlager aus scheidet aus, es sei denn man benutzt eine Putzschnur. Beim Säubern des Patronenlagers bin ich kurzzeitig überzeugt einen Finger verloren zu haben und die Verschlussreinigung wird demnächst mein Büchsenmacher für mich erledigen.


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