Das Vergleichen verschiedener Produkte ist ein wesentlicher Teil der Kaufentscheidung. Oft finden sich aber Produkte mit verschiedenen grundlegenden Spezifikationen in einer Produktklasse, die dann in Testberichten miteinander verglichen werden. Aber was ist überhaupt vergleichbar?
Kann man ein Drückjagdgläser mit einer 1.1-fachen unteren Vergrößerung mit einem Drückjagdglas mit einer 1-fachen unteren Vergrößerung bezüglich des Sehfeldes einfach so vergleichen? Wir werden sehen, dass dies nicht der Fall ist! Aber vielleicht gibt es Möglichkeiten, Zielfernrohre mit verschiedenen unteren Vergrößerungen vergleichbar zu machen?
Dieser Teil der Optikkolumne soll eine erste Hilfestellung beim kritischen Bewerten von Testberichten liefern. Dabei wird es zunächst um die Vergrößerung und das Sehfeld gehen, denn beide Parameter stehen in enger Relation zueinander und beeinflussen sich gegenseitig. Mit der Vergrößerung ist in diesem Fall nicht der Zoomfaktor, sondern die (untere) Grundvergrößerung eines Zielfernrohres gemeint. Schaut man sich herstellerunabhängig die Produkte einer Zielfernrohrlinie an, so stellt man recht schnell fest, dass das Objektiv des Produktes ausschlaggebend für die untere Vergrößerung ist – der hintere Teil ab der mittigen Kugel ist bei den Produkten einer Linie identisch, wie man bei dem Vergleich eines Drückjagdglases und eines Ansitzglases in Bild 1 deutlich erkennen kann.
Ähnlich wie bei Fotoobjektiven, die man je nach gewünschter Vergrößerung in unterschiedlichen Brennweiten benutzt, ist auch bei den Zielfernrohren der ausschlaggebende Faktor die Brennweite des Objektivs. Da das Absehen mit fest vorgegebenem Durchmesser in der Brennebene des Objektivs liegt, ergeben sich die Zusammenhänge zwischen Vergrößerung, Sehfeld und Brennweite des Objektivs sehr anschaulich aus geometrischen Überlegungen, die in Bild 2 dargestellt werden.
Führt man vom äußersten Punkt des Absehens eine gedachte gerade Linie durch die Mitte der Frontlinse des Objektivs, so erhält man im Abstand des Objekts in erster Näherung das Sehfeld in diesem Abstand. Daraus folgt unmittelbar, dass mit kürzer werdender Brennweite, das Sehfeld linear größer wird. Da das Absehen vollständig vom Zwischenbild ausgefüllt ist, wird die Vergrößerung entsprechend kleiner. Eine Darstellung verschiedener Produkte dreier nicht namentlich genannter Hersteller, zeigt diese Zusammenhänge in der nachstehenden Tabelle auf. Bei doppelter unterer Vergrößerung halbiert sich in etwas das Sehfeld, bei dreimal so großer Vergrößerung drittelt es sich ungefähr. Dies lässt sich beliebig fortsetzen und gilt allgemein für alle Zielfernrohre.