Ein Himmel voller Jungjäger

Ein Himmel voller Jungjäger

Große und detaillierte Vorbereitung brauchten wir für die Erstellung der tschechischen Jagdscheine – man braucht nicht viele Unterlagen dafür, doch alle in Ordnung und sortiert von 20 Jägern zu bekommen, das war eine tolle Leistung. Die arme Theresa war im ständigen Druck zwischen den Fragen der Jungjäger und der Kontrolle auf meiner Seite. Letztendlich haben wir doch erfolgreich insgesamt über 60 Dokumente gesammelt. Und dann kommt die Unterkunft – in der Hauptsaison der Weinbauer! Dazu die Frage, wie sollte man eine so große Gruppe auf die jeweiligen Zimmer aufteilen? Einige wollten zusammen sein, andere wieder unbedingt ein Einzelzimmer. Man muss auch zugeben, dass das Niveau der Dienstleistungen in dieser Gegend leider nicht so gut ist (obwohl bereits so viele Jahren nach der Wende!). Das alles war nur mit Kompromissen zu lösen – wir sind ja nicht wegen der Unterkunft da, sondern als Jäger, also wegen Jagderlebnissen. Gott sei Dank half mir mein Jagdkollege Petr, der in diesem Dorf lebt und die Leute vor Ort kennt. Na ja, aber dann war da ja noch die enge Auswahl von Lokalmöglichkeiten, die wir für unsere Verpflegung brauchten. Auch hier haben wir lange gesucht, bis wir dachten, dass wir etwas Passendes gefunden hätten - doch die Realität sollte sich erst später zeigen.

Dann war es so weit – Freitag, wir sollten uns am späten Nachmittag in diesem malerischen mährischen Dorf treffen. Da ich ein Perfektionist bin, war ich schon am Nachmittag vor Ort, damit ich die wichtigsten Details kontrollieren konnte. Als erste kam Theresa mit ihrem Mann, mit der ich aber ohnehin schon den ganzen Tag im Online-Kontakt stand. Wir gingen noch einmal die Liste der Jäger durch und machten die letzten Änderungen. Dann kamen die ersten Jäger an. Der Dorfteil, in dem wir unsere Unterkunft hatten, wurde von unglaublich schmalen Straßen gebildet. Diese Gässchen mit Weinkellern bilden eine malerische Atmosphäre, aber wie sollte man sich hier auskennen, wenn es dort keine Namensschilder gibt? Und wie kehrt man hier mit großen Autos um? Na ja, alle haben es geschafft und unsere Gruppe saß gemütlich in einem kleinen Weinkeller, in dem auch das Abendessen serviert wurde. Wir lernten uns kennen, die ersten Erwartungen an die Jagd wurden besprochen. Erst jetzt fiel mir auf, dass für mich nach 24 Jahren Jagd viele Dinge schlicht automatisch geschehen oder angenommen werden. In diesem Moment sah ich deutlich, dass z.B. bei der Vorstellung von den zwei Jagdtagen, die jetzt vor uns standen, man total andere Aspekte ansprechen und erläutern musste. Wie genau jagt man bei einem Enten-/Gänsestrich? Mit welcher Schrotgröße? Auf welche Entfernung sollte man schießen? Wie kann ich diese Distanz abschätzen? Was macht man dann mit dem Wild? Ich genieße diese wirklich einmalige Atmosphäre, wie diese „Frischlinge“, wie Theresa ihre Studenten nennt, ihre Gefühle besprechen. Dabei kann ich auch sehen, wie offen und informell die Beziehung zwischen Theresa und der Gruppe ist. Müßte ich jetzt die Jagdprüfung machen, dann sicherlich bei Theresa!

Der nette Abend war vorbei und ich liege im Bett – noch einmal gehe ich in meinem Kopf durch, was uns morgen erwarten würde. Alles sollte klappen… Na ja, alles… Was ich beeinflussen konnte, sollte klappen. Aber was war mit den Gänsen? Die machten mir schon Kopfweh. Es handelte sich um eine wilde Population und nach den Angaben von Petr waren derzeit nicht so viele da wie sonst. Im letzten Jahr hatte ich auf den Wasserflächen sicher über 1.000 gesehen – aber was, wenn hier morgen nur ein paar sein würden? Mit den Wildenten sollte es klappen. Und das Essen – wird es schmecken? Solche Fragen liefen durch meinen Kopf. Ich schaute auf die Uhr – 2 Uhr, 3 Uhr, 4 Uhr. Wann hatte ich eine solche traumlose Nacht wohl zum letzten Mal gehabt? Kurz bevor der Wecker läutete, schaltete ich ihn aus.

Samstagmorgen – ein kaltes Wetter wartete auf uns. Die frische Luft machte uns alle gleich munter. Das Dorf schläft noch, als wir uns auf zur Jagd machen. Wir trafen uns auf dem Parkplatz, wo wir tags zuvor unsere Autos geparkt hatten. Alle waren pünktlich und konnten zu den rund 15 Minuten entfernten Teichen fahren. Es handelt sich um eine große Kaskade von vielen Teichen, die ein Paradies für Wasservögel sind.


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