So wie er nun vor mir lag hatte er sicher weit über 100 kg und ersten Schätzungen zufolge war er 5-6 Jahre alt. Ich konnte mein Glück nicht fassen und so langsam wurde mir auch bewusst, wie knapp die Geschichte war.

Der Zielstock war wohl meine Rettung vor der körperlichen Begegnung mit dem Burschen. Beim Fallenlassen noch bereut ob des Geräusches, wurde mir nun bewusst, dass er Schlimmeres verhinderte. In diesen Gedanken ließ ich mich neben dem Keiler nieder und war vom Glück durchströmt, nur das Zittern wollte noch nicht aufhören.

Ein wenig gesammelt rief ich nun Christine an und keuchte „Sau tot“ ins Telefon, gefolgt von der Bemerkung, dass ich es allein kaum schaffen werde sie zu bergen.

Christine quittierte dies mit einem kräftigen Waidmannsheil und der Bemerkung, dass nun der Nagellack gerade trocken geworden sei und ihrer Hilfe nichts im Wege stünde. Bemerkt sei an dieser Stelle, dass dies das erste Mal in unserer langjährigen Beziehung war, dass sie Nagellack benutzte. Ich dachte kurz, sie nimmt mich auf dem Arm, was jedoch nicht der Tatsache entsprach. Ein beiderseitiges Gelächter über diesen Umstand brachte die Lockerheit zurück.

Also fuhr ich zurück, um Christine zu holen, und wir begaben uns dann zum Keiler. Auch Christine war extrem beeindruckt vom Ausmaß der Sau und wünschte mir nochmals Waidmannsheil und übergab mir, wie es sich gehört, den Erlegerbruch und dem Keiler seinen letzten Bissen.

Den ersten Versuch, den Keiler nun auf den Wildträger zu heben, mussten wir schnell verwerfen. Also entschlossen wir uns, ihn vor Ort aufzubrechen, um etwas Gewicht gut zu machen. Danach gelang es mit etwas Mühe die Sau zu verladen. Am Kühlhaus angekommen, waren wir nun gespannt, was er aufgebrochen wiegen würde. Er hatte 110 kg und war damit ein ganzer Kerl!

Zufrieden und vom Glück getragen stießen wir dann noch kräftig auf den Keiler an und sanken müde in die Federn. Am nächsten Morgen war auch die Freude bei unserem Bekannten groß, konnte er jetzt dem Landwirt davon berichten und diesen damit etwas beruhigen. Ein für uns unvergesslicher Jagdtag, von welchem wir immer gern berichten werden und oft in der Erinnerung schwelgen. Natürlich wurde die Trophäe aufgesetzt und hängt an einem Ehrenplatz.


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