Die Monate Mai und Juni sind nicht nur wegen des aufgehenden Schalenwildes im Mai und der damit anhaltenden Bockjagd im Juni sehr aktive Monate für uns Jäger. Auch das Absuchen der Wiesenflächen vor der Mahd lässt uns kaum zur Ruhe kommen.
So ist es auch in diesem Jahr, mit dem kleinen, aber erfreulichen Unterschied, dass sich nun nach und nach mehr Landwirte melden, um unsere Unterstützung anzufordern.
Beim Absuchen der Flächen haben wir beobachtet, dass die Setzzeiten im Revier sehr variieren. So fanden wir Kitze, welche schon einen Fluchtreflex hatten, Kitze, welche sich noch still und klein in die Wiese drückten, und tatsächlich auch noch Ricken, die noch gar nicht gesetzt hatten. Wir haben dies in den vergangenen Jahren so nicht wahrgenommen, ist aber vielleicht auch der Sache geschuldet, dass es nun viel mehr Flächen waren, die es abzusuchen galt.
Ausnahmsweise war tatsächlich ein Tag im Mai dabei, an dem wir nicht angefordert wurden, so dass sich die Hunde und wir einmal etwas regenerieren konnten.
So dachten wir zumindest.
Ein Anruf veränderte diese Situation abrupt. Unser Freund und Jagdpächter meldete sich und gab uns die Handynummer eines besorgten Wanderers, welcher bei uns im Revier direkt an einem Bachbett ein Reh gesichtet hat, welches wohl vermeintlich an den Vorderläufen verletzt ist. Dank der modernen Technik konnte er uns den Standort der Fundstelle auf unser Handy senden und wir begaben uns ins Revier.
Auf der Autofahrt dorthin philosophierten wir darüber, was uns wohl erwarten könnte. Aus vielen Erfahrungen haben wir bereits gelernt, dass Angaben zur Wildart, Geschlecht und Alter, oft nichts mit der vor Ort antreffenden Realität gemein haben. So kamen wir über ein vermähtes Kitz oder Reh zu einer setzenden Ricke oder einem von beginnenden Territorialkämpfen verletzten oder erschöpften Bock. Aber Gewissheit hat man stets erst vor Ort.
Dank des gesendeten Standortes wussten wir genau, wo wir suchen müssen, und beachteten dabei die Windrichtung, um das Stück nicht schon von fern aufzumüden und die Sache weiter zu erschweren. Christine mit der Wärmebildkamera bewaffnet und ich mit Waffe und Zielstock, begannen wir die Suche.