Jeden Tag, sofern es das Wetter zu ließ, setzte ich mich mit den kleinen flauschigen Wollknäueln in den Garten und die Zeit rannte gefühlt. Wenn alles im Leben so schnell vorbei gehen würde, wie die Stunden wo ich ihnen beim Fressen, Rennen, Kuscheln und Schlafen zusehen konnte…
Je öfter ich meinen gefiederten Kindern zusah, desto mehr lernte ich über sie.
Gänse können extrem gut und vor allem weit gucken. Den Rotmilan bemerkten sie immer eher als ich, indem sie ihren flachen Kopf zur Seite kippten und diesen mit einem Auge genauestens beobachteten. Ebenso gierig wie kleine Elstern waren sie auf meinen Schmuck und sämtliche farblich abgesetzte Akzente an meiner Kleidung. Absoluter Favorit: Reißverschlusszipper.
Da wir leider keinen Teich besitzen, musste ich mir etwas einfallen lassen. Also kaufte ich einen kleinen Badeteppich, um ihnen ein wenig Spaß zu gönnen. Putzen will ja schließlich auch gelernt sein und in der Zwischenzeit wurden aus dem Gänseflaum richtige Federn.
Noch nie in meinem Leben habe ich ein Wildtier gesehen, was sich so sehr über eine Investition meinerseits gefreut hatte wie die Graugänse. Die ersten zaghaften Putzversuche ließen mich Tränen lachen.
Ob es Freude oder der Schreck über das kühle Nass war, lässt mich bis heute rätseln. Aber die 6 Gössel sprinteten förmlich durch den Badeteppich und wollten gar nicht mehr aufhören.
Mittlerweile sind die Gänse knapp 6 Wochen alt und dürfen so lange bei uns bleiben, wie sie möchten.
Sollten sie der Meinung sein, sich im Herbst den anderen Wildgänsen auf den Elbwiesen, welche nur ein paar hundert Meter weiter von uns weg sind, anzuschließen und in den Süden fliegen zu wollen, dürfen sie dies gerne tun.
Als Weihnachtsbraten werden sie zumindest nicht enden.