Grob kann man also sagen, mit der Anzahl erlegter Stücke und der Trophäenstärke steigt auch die Anzahl neidvoller Mitjäger und damit häufig auch stressverbundene und unharmonische Gesellschaften untereinander. Jetzt, wo immer mehr Nachtsicht- und -schusshilfen erlaubt werden, wird die Thematik noch aktueller und man kann schon sagen, dramatischer. Nicht jeder kann sich technische Hilfsmittel leisten, somit stehen diese anderen schon einmal nach, erster möglicher Grund für Neid, dann wird sich zwangsläufig auch die Schwarzwildstrecke deutlich nach oben entwickeln und das gibt dann den meisten den Rest. In einem mir bekannten Revier war ein Jäger, der viele Sauen in der Nacht auf der Pirsch geschossen hat. Er hat sich dabei nur auf die Schadflächen, also Wiesen, frisch bestellte Äcker, Maisfelder und Co. konzentriert, er erlegte 50 % der Gesamtstrecke des Reviers und hat damit eine Prämie vom Staat für das Revier erhalten, womit zwei Pachtjahre bezahlt werden konnten, plus den Erlös des Wildbrets natürlich. Eigentlich sollte man dankbar und fröhlich darüber sein – eigentlich. Nun die Jagdgesellschaft stellte das System um verbot das Jagen auf der Pirsch bei Nacht, es sei zu gefährlich und somit nur noch vom Hochsitz aus zulässig. Inoffiziell wurde klar kommuniziert, dass den anderen Jägern es stank, dass sie nicht so viele Wildschweine im Vergleich zu diesem Jäger erlegen konnten...
Anhand von diesen zwei Beispielen kann man gut sehen, dass Neid in vielen Fällen nicht mit Logik zusammenhängt. Da Neid aber ein Gefühl ist, wird es, wie bei allen Gefühlssachen, schwer sein mit Logik zu argumentieren.
Auch ein wunderbares Beispiel ist einem Jagdkollegen von mir passiert. Er ist sehr engagiert in seiner Jägerschaft. Er betreibt viel Öffentlichkeitsarbeit, organisiert Veranstaltungen und investiert alles wieder in den Hegering. Er verdient kein Geld damit und betreibt das, wie so viele andere auch, neben dem normalen Leben. Als er mir das erzählte und vor allem, wie seine Kollegen hinten rum über ihn reden, bin ich fast vom Stuhl gefallen. Sie meckern über die Organisation, dass man das besser machen muss, mehr Geld abfallen muss und er es sowieso nur macht, um sich selbst zu präsentieren. Das Beste an der Sache ist allerdings, dass keiner dieser Kollegen auch nur einen Finger krumm macht oder selbst etwas auf die Beine stellen kann. Meckern können bekanntermaßen viele, etwas ändern oder besser machen, geschweige denn überhaupt etwas machen, die wenigsten.