Ich glaube der Abend war der einzige, wo wir vor Mitternacht im Bett waren. Obwohl wir auf dem fast einstündigen Rückweg fast immer eingeschlafen sind - bis auf die Fahrer - glücklicherweise. Zuhause waren auf einmal wieder alle hellwach. Schnatter, Schnatter, Tisch decken, Schnatter, Schnatter, ein kleines bisschen Essen zu sich nehmen, Schnatter, Schnatter, ein Glas Rotwein und weiter geschnattert. Wir haben eingeführt, dass keiner was von seinem Ansitz erzählt, sondern jeder am Tisch von seinem berichtet, das war ein schönes alltägliches Ritual.
Am nächsten Tag dünnte die morgendliche Ansitzrunde schon aus und lediglich Christine, Sabine und ich zogen unsere Kreise. Ein wieder wunderschöner Morgen, allerdings ohne Waidmannsheil, aber mit einem großartigen Frühstück. Im Anschluss steigerten wir unser Reitvolumen direkt um 300 % und ritten eine große und sehr abwechslungsreiche Runde. Durch Wälder, über Wiesen, an Eseln und anderen Pferden vorbei, mit einem kleinen Stopp am Meer, wo Pferde und Hunde trinken konnten. Es hat nicht viel gefehlt, dann wären auch einige samt wiehernden Vierbeinern baden gegangen. Der Ritt gipfelte im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Jungfernberg. Eine immerhin 18,4 m hohe Erhebung vom Erdboden, wo oben tatsächlich ein Gipfelkreuz und -buch vorhanden ist, in das wir uns selbstverständlich eingetragen haben!
Am Abend ging es jagdlich hoch her. Katja pirscht auf allen vieren durch Hecken und Dornen, um dann doch im letzten Moment den flüchtenden Rehen nur noch hinterher zu winken. Etwas später kann sie aber noch ein Kitz und anschließend einen Rotrock sauber erlegen. Nicole pirscht an einer Sandkuhle von rechts nach links, weil ich die Damis sehe, die sie noch nicht sehen kann und ihr per Telefon durchgebe, wo sie hinschleichen muss. Leider klappt es am Ende aber nicht. Sabine ist an dem Ort unterwegs, wo Nicola und ich am Abend zuvor waren und kann ebenfalls ein Kitz erlegen. Nicola und ich sehen viel, haben auch im fast Dunklem ein einzelnes weibliches Stück Damwild vor, was 20 m vor unserem Sitz einen Tanz aufführt und auf allen Vieren hüpfend, einer starken Kür nahekommend, und amüsiert. Ich war mir nicht sicher, ob nicht noch irgendwo ein Kalb steckt und habe daher nicht geschossen. Carola verfolgte alles spannend, denn Steffi setzte dem Abend dann noch die jagdliche Krone auf. Sie saß ca. 500 m neben uns an dem großen Acker, wir konnten uns aber nicht sehen. Allerdings hatte ich gerade das Damwild in ihrer Nähe im Fernglas entdeckt, als auch schon der erste Schuss fiel. Prima, aber wieso springen sie nicht ab, alles tänzelt etwas hin und her und schon fällt der zweite Schuss. Uff, dachte ich mir, hoffentlich ist da alles gut. Gerade beruhige auch ich meine Nerven, fällt der dritte Schuss. Jetzt war ich mir sicher, dass das eine Nachsuche gibt. Aber nein, blitzsauber hat sie Kalb, Schmaltier, Alttier geschossen und der Rest des Rudels stand noch immer da, allerdings mittlerweile auf sicher 250 m. Steffi hat wahrlich auch keine Nerven mehr, um noch irgendetwas zu machen. Wir haben uns sehr mit ihr gefreut und Sie können sich vorstellen, wie glücklich und dankbar sie war. Das schönste an dem Abend war aber wohl das Verblasen von Sabine am Landgraben. Wir standen alle im Halbkreis unter einem unvorstellbar schönen Sternenhimmel und lauschten den ewighallenden Tönen des Jagdhorns. Ein absoluter Gänsehautmoment, denn wir noch zwei weitere Male erleben durften und ebenfalls nicht vergessen werden.