Den ersten Abend haben wir noch ohne Jagd verbracht und haben eine Gummipirsch durchs Revier gemacht und den wunderschönen Sonnenuntergang an der Peene genossen. Ich glaube, hätten wir nicht Ohren gehabt, hätten wir alle im 360° Winkel gelacht. Wenn Sie auch schon einmal eine Jagdreise gemacht haben, mit guten Freunden und tollem Wetter, großzügigen Gastgebern und einer perfekten Unterkunft, dann wissen Sie was ich meine.
Über kurz oder lang meldete sich aber wieder unser Hauptproblem: das Essen. Es musste dringend gekocht werden, schließlich sind seit den 3 Kuchen sicher schon vier Stunden vergangen. Am Abend lernten sich alle bisher Unbekannten besser kennen und die Pläne für die nächsten Tage wurden geschmiedet. Morgens und abends jagen, tagsüber reiten. Ganz locker flockig, zwischendurch reichlich essen und schlafen. So der Plan in der Theorie.
Am ersten Morgen standen auch alle auf. Der Morgen hätte nicht schöner sein können. Mein Schatten Nicola und ich liefen keine 10 m und trafen schon auf ein Stück Rehwild. Ich flüsterte ihr zu, dass sie sich fertig machen soll. Die Arme war völlig überfordert, dabei habe ich mir felsenfest vorgenommen, dass wir hier ihr erstes Stück zusammen erlegen werden. Nun ja, das Reh zeigte sich mal rechts der Hecke und dann wieder links auf dem Stoppelacker. Hin und her ging es 2-3-mal, bis wir dann doch zu komisch aussahen und der Rückzug angetreten wurde. Ein junger Bock kam dafür sehr neugierig bis auf 50 m an uns ran. Jünglinge...
Wir pirschten weiter. Endlose Wiesen, viele kleine Hecken, Kanäle, Schilf, das Meer in Sichtweite, 300 Gänse auf dem Stoppelacker, 200 Enten in der Luft, der nasse Morgentau an unseren Beinen und mein Hund pirschend neben mir, ich kann Ihnen sagen, es war unfassbar schön. Zum Glück war Nicola dabei und war mein Zeuge, solch ein Morgen erlebt man nicht oft und wir stellten uns an den riesigen, ehemaligen Maisschlag, sahen den Gänsen zu, lauschten den kreisenden Enten über uns und begrüßten die Sonne, die langsam über den Wall kam. Zum ersten Mal seit langem stand ich nur da und habe diese Schönheit aufgesogen, wie ein kleines Kind beim Blick unter den Weihnachtsbaum. Dankbarkeit für solche Momente und Fassungslosigkeit über so viel schöne Natur beschreiben meine Gefühle wohl am besten. Und glauben Sie mir, normalerweise bin ich nicht so theatralisch.