Der Tag vergeht seeehr langsam, bis ich endlich wieder an der Langen Wiese ankomme. Mein Plan ist, auf der Kanzel anzusitzen, die näher zu der Stelle ist, wo ich am Morgen den Hirsch zuerst gesehen habe. Ich mache es mir schön bequem, habe sogar eine Wolldecke mit, und warte. Hinter mir höre ich schon die ersten Hirsche. Da! Auf die Wiese ziehen sechs Stück Kahlwild. Sie bleiben nicht lange und ziehen sofort weiter. Aber wo ist der Hirsch? Er kommt nicht. Langsam überlege ich, was ich denn morgen machen soll. Soll ich es irgendwo anders probieren? Oder doch wieder hier? Eine Bewegung reißt mich aus meinen Gedanken - „Schon wieder Kahlwild?“ Nein! Es ist „mein“ Schaufler! Der Hirsch will aber wie seine Damen zuvor nicht lange bleiben und zieht zügig über die Wiese. Ich habe ihn schon im Absehen, er bleibt aber nicht stehen! Ich pfeife leise. Nichts! Noch einmal. Wieder nichts! Er nähert sich schon dem Waldrand. Ich pfeife laut - er bleibt stehen und verhofft in meine Richtung! Im Knall zeichnet er gut und verendet nur ein paar Meter vom Anschuss entfernt. Ich warte eine Weile und durchlebe die Momente dieser Jagd noch einmal. Dann packe ich meine Sachen und mache mich auf den Weg zu meinem Hirsch. Er ist nicht uralt, aber fünf Jahre wird er schon auf dem Buckel haben. Ich erweise ihm die letzte Ehre und mache zufrieden ein paar schöne Erinnerungsfotos.
Das ist Vergangenheit – aber bald ist es wieder soweit. Die Blätter spielen schon jetzt mit vielen Farben und die Damhirsche werden wieder in dieser wunderschönen Naturkulisse melden. Ich wünsche allen, die die Möglichkeit haben, in der Brunft auf Schaufler zu jagen, viel Glück, guten Anblick und Waidmannsheil!