Max möchte gerne auf einen Nyala jagen. Nyala, sagt Ihnen nichts? Mir geht es ähnlich. Aber ich kann Ihnen sagen, es ist eine sehr schöne Tierart, sowohl von den Farben, als auch der drehenden Hornstruktur. Die Farben variieren ganz nach Gegend – von rot bis dunkelgrau kann alles dabei sein. Was sie ebenfalls sehr auszeichnet sind hunderttausende Zecken. Es mag an ihrer gewohnten Umgebung liegen, aber ich habe noch nie zuvor ein Tier gesehen, auf dem so viele Zecken umher krabbeln. Sie lesen bereits, wir sind erfolgreich gewesen. Nicht auf typische Art und Weise, oder vielleicht doch, zumindest für uns. Wir entdecken sowohl weibliche, als auch männliche Stücke nicht weit vom Weg entfernt. Wir fahren also einige hundert Meter weiter, um anschließend zu Fuß zurückzugehen. Max und ich scheinen vertrauensvoll zu wirken oder man hat keine große Hoffnung in die Situation gesetzt, wir marschieren nämlich alleine los. Nach wenigen Metern schauen wir uns aufgrund der lauten Bodengeräusche an und ziehen unsere Schuhe aus.

Barfuß ist es um ein Vielfaches leiser. Sofort können wir uns lautlos auf dem Weg bewegen, ohne das uns unvorsichtige Tritte auf Steine und Stöcker verraten. Dort, wo die Damen eben noch standen, ist nichts mehr zu sehen. Keine weißen Streifen auf rotem Hintergrund, die leicht erschrocken in unsere Richtung äugen, wie noch vor ein paar Minuten. Nun ja, dann gehen wir noch etwas weiter. Plötzlich stoppen wir in der Bewegung. Ein Nyala streckt sein Haupt ca. 50 m vor uns aus der Dickung. Mist, wieder einmal sind wir zu vorschnell und unachtsam. Wobei, sagen wir, Max ist es. Grundsätzlich ist es bei uns so, dass ich eher langsam, behutsam, achtsam pirsche. Max hingegen schnellen Schrittes und auf den richtigen Moment vertrauend. Jeder mag da seinen Weg haben, aber ich bin lieber unbemerkt und schaue auch mal nach hinten, statt immer um jede Ecke zu preschen, als ob es dort etwas umsonst gibt.

Nun stehen die zwei also da, keiner traut sich einen Schritt zu machen. Da wir aber relativ unbemerkt blieben – obwohl wir ohne jegliche Deckung mitten auf dem Weg stehen – kann Max sich fertigmachen und das Nyala sauber und ohne einen weiteren Schritt von diesem, erlegen. Die beiden zurückgebliebenen Autoinsassen erwachen durch den Schuss aus ihrem Mittagsschlaf und sind sichtlich überrascht von dem Ausgang der Situation. Während Gerry ein Auto organisiert, von dem man die Zecken einfach runterspülen kann, anstatt sie aus den Sitzen zu pulen, machen Max und ich Fotos und genießen die Stille und Schönheit um uns herum. Rückblickend würde ich sagen, dass Max sich genau in dieser Situation die Zecke eingefangen hat, die ihm das „Afrikanische Zeckenfieber“ bescherte. Er hat es, zugegebenermaßen, seinerseits unerwartet, überlebt. Er hält es nach wie vor für ein medizinisches Wunder, ich für völlig normal. Neben Gliederschmerzen, höherem Fieber und 14 Tagen Antibiotika ist nichts weiter zu erwarten gewesen und immerhin ist er nun immun.


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