Wir haben einige gute Brunftplätze im Revier. Ich persönlich bevorzuge die sogenannte „Lange Wiese“. Wie ihr Name schon sagt, handelt es sich um eine enge, aber lange Wiese, die sich durch den Wald zieht und von vielen Wildwechseln gekreuzt wird, die in die benachbarten Felder führen. Abends zieht das Wild heraus und morgens wieder in die Dickungen. Hier stehen zwei Kanzeln – eine, die mehr als 20 Jahre alt und am Ende ihres Dienstes ist, und eine ganz neue. Beide sind so gestellt, dass die eine für den westlichen Wind passt, die andere dann für den östlichen – und so, dass es nicht gefährlich wäre, wenn beide besetzt wären. Wie erwähnt hat das Wetter damals gepasst und die Hirsche waren sehr aktiv. Schon beim ersten Ansitz hatte ich guten Anblick. Nach ein paar Minuten nur kam ein fünf-köpfiges Kahlwildrudel auf das Grün heraus. Aufmerksam beobachtete ich den Waldrand hinter den Damen – und richtig, gleich danach zog ein guter Schaufler aus dem Bestand. Dieser Harem gehörte einem drei- oder vierjährigen Schaufler, der die ganze Zeit Angst hatte, dass er das Kahlwild verlieren könnte. Zügig zog das Brunftrudel in Richtung der anschließenden Felder.

„Ansitz ist gut, aber Pirsch ist noch besser!“ dachte ich mir, als ich mich für die Morgenpirsch vorbereitete. Es war noch total finster, als ich in mein Auto sprang und in Richtung unseres Revieres fuhr. Der klare Himmel mit unendlich viel Sternen zeigte an, dass es auch kalt sein würde. Und das war es, etwas unter Null Grad! Schon beim Aussteigen höre ich das erste Knören. Mein Plan ist einfach: zu den Wechseln zu pirschen, von denen das Wild aus den Feldern zurückzieht. Das Knören ist intensiv, leider aber nur bei unseren Nachbarn. Dort befinden sich Brunftplätze, die das Wild seit Jahren bevorzugt, dort ist die Brunft auch intensiver.


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