Ich liege früh morgens, zu früh morgens für meinen Geschmack, in meinem kleinen Peugeot, zugedeckt unter meinen Jacken, die Hunde dampfen hinten im Auto. Heute früh ist es an mir, unseren Platz für die Rehjagd freizuhalten. Denn hier, im Kanton Bern in der Schweiz, laufen die Uhren etwas anders. Wir jagen hier im Patentjagdsystem, der gesamte Kanton ist in Wildräume unterteilt, wo bestimmte Wildarten gejagt werden dürfen. Die üblichen Verdächtigen wie Reh, Fuchs, Sau und Enten fast überall, Hirsch, Gams und Murmel nur in einigen wenigen. Möchte ich Wild jagen, das in dem Wildraum, wo ich wohne, nicht jagdbar ist, kann ich in einen anderen Wildraum fahren, sofern ich das Patent auf diese Wildart gelöst habe.

Heute treffen wir uns zur lauten Jagd. Die Jungs sind bereits ansitzen und ich besetze dieses kleine Waldstückchen, in dem wir heute mit unseren Hunden jagen wollen und friere ziemlich erbärmlich. Es ist Anfang November und der erste Schnee liegt bereits. Die Rehjagd dauert hier nur sechs Wochen, es wird jeweils nur montags, mittwochs und samstags gejagt. Als Jägerin habe ich dieses Jahr zwei Rehe gelöst und die Bändchen für diese bekommen, also darf ich einen Bock oder eine Geiß schießen und dazu muss ich ein Kitz erlegen. Bis zu neun Rehe kann man lösen, jedes weitere Reh kostet natürlich. Nicht jede Wildart ist limitiert, wenn ich das Basispatent und das Rehpatent gelöst habe, darf ich dafür so viele Hirsche schießen, wie noch frei sind. Der geneigte Leser merkt: Das Konzept muss man erst einmal durchschauen und auch ich bin ein Newbie auf dem Gebiet und als Revierjägerin mit den Regeln manchmal ziemlich überfordert - den geschriebenen und den ungeschriebenen, es gibt Fettnäpfchen, da könnte man ein Langstreckenschwimmen drin veranstalten.


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