Die Stimmung ist einmalig. Die Sonne lässt alles erstrahlen, die ersten Blätter bekommen ihre typischen bunten Farben. Das Hirschlied macht die Szenerie unvergesslich – ich will nicht zurück. Ich pirsche also weiter über die Wiese zum nächsten Tal. Unter einem Busch kauernd antworte ich den dortigen Hirschen und bin neugierig, ob St. Hubertus mir weitere Begegnungen mit den Königen der Wälder schenkt. Die Sonne steht schon hoch über mir, der Reif taut langsam und ich kann die Wärme des Herbstes im Gesicht spüren. Auf einmal zieht auf der anderen Seite des Tals ein Stück entlang. Zuerst dachte ich, es handelt sich um einen Achter, doch dann kann ich ganz deutlich zwei Enden mehr sehen. Langsam äsend zieht er in der Sonne auf mich zu – wie ein Model auf dem Catwalk. Die Kamera macht ihre Arbeit und auch diese Momente bleiben auf den Bildern verewigt.
Hirschbrunft
Nach ein paar Minuten ist der Hirsch lautlos verschwunden und ich stehe noch eine Weile sichtlich berührt von all dem, was ich heute erlebt habe, an Ort und Stelle. Plötzlich reißt mich ein Geräusch, nicht weit rechts von mir, aus meinen Gedanken.
Was ist denn das? Langsam und vorsichtig kehre ich mich nach rechts um – ein Frischling! Und ein weiterer zieht hinter ihm. Sofort greife ich zu meiner Kamera und will Fotos machen – doch sie sind so nah, dass ich sie dank der Objektivgröße fast nicht in mein Visier der Kamera kriege. Das passiert nun wirklich nicht jeden Tag! Keine zehn Meter vor mir steht die Bache und passt auf ihren Nachwuchs aufmerksam auf, diese stehen jetzt knapp halb so weit vor mir. Mit einem lauten, tiefen und einmaligem Grunzen gibt Frau Mama den Erkundern zu verstehen, dass sie zusammenrücken sollen, es scheint etwas nicht zu stimmen. Wie soll ich mich jeweils für all diese einmaligen und schwer zu glaubenden Augenblicke bedanken?