Mein größtes Augenmerk lag immer darin, so wenig Fehler wie möglich zu machen, sowohl bei der Ansprache, als auch beim Schuss. So war ich immer ein vorsichtiger und bedachter Jäger, habe mit Sicherheit auch oft Stücke laufen gelassen, die andere geschossen hätten. Das Ergebnis ist, dass ich zum Glück nur wenige Nachsuchen produziert habe. Ich musste zwar auch 24 Jahre auf meinen ersten Keiler warten, aber das war es mir wert. Wenn ich also nun trotz der Vorsicht immer Diana und St. Hubertus auf meiner Seite hatte, wozu brauche ich dann Wärme- oder Nachtsichttechnik. Während meine Freunde nach und nach alle im Besitz dieser Neuheiten war, verweigerte ich mich.

Nun ja, es kam, wie es kamen musste. Auch ich habe mich für neuere Technik und Optik entschieden. Warum? Weil die Wildschweine immer schlauer werden, die Kirrungen werden zu unmenschlichen Zeiten besucht oder an Neumondnächten. Ich überlegte nun, was ich machen sollte? Sollte ich meiner traditionellen Linie treu bleiben, oder mit der Zeit gehen. Dabei stellte sich mir natürlich die Frage: Was ist eigentlich traditionell? Ist das Zielfernrohr und Fernglas schon ein Widerspruch zur Tradition? Immerhin haben unsere Vorfahren ohne jegliche Optik gejagt, wenn wir noch weiter zurückgehen, sogar ohne eine Büchse. Wenn ich nun einen Steinzeitjäger frage, ob er eine Waffe mit Zielfernrohr seinem Speer gegenüber bevorzugen würde, was meinen Sie, antwortet er? Ich denke auch. Also kaufte ich mir ein Nachtzielgerät und habe es seitdem auf einer meiner Büchsen montiert (in Tschechien ist es gesetzlich erlaubt). Auch eine Wärmebildkamera besitze ich. Mit dieser sehe ich das Wild und spreche es 100% an. Gerade bei Wildschweinen eine sehr, sehr hilfreiche Technik. Mit dem Nachtsichtgerät kann ich auch bei nicht optimalen Lichtverhältnissen einen richtigen und tödlichen Schuss abgeben. Meine Schussbücher zeigen, dass ich nicht viel mehr oder weniger geschossen habe, als ohne die Technik, ABER ich habe sicherer geschossen. Tierschutzgerechter und tausend Mal überzeugter in der Ansprache. Wie bei allem, wir kennen es z.B. auch von der Diskussion mit halbautomatischen Waffen, ist das Problem oder auch nicht, hinter der Waffe. Entscheidend ist, wer die Technik nutzt und wie er es tut. Jemand, der unethische oder schlechte Absichten hat, macht es mit oder ohne Technik. Lassen Sie dem Wild dennoch ruhige Nächte und geben Sie ihnen weiter eine faire Change, doch meiner Meinung nach, gibt es keinen Grund auf Technik zu verzichten, wenn man weiß, wie man sie einzusetzen hat.

Noch vor 3 Jahren war es für den "alten" Jäger Aleš unvorstellbar, sich so viel und so schnell zu ändern. Jetzt sage ich Ihnen, es wäre einfach nur dumm, den Fortschritt nur aufgrund des Wortes Tradition abzulehnen, Tradition ist, was Sie draus machen. Korrektes und tierschutzgerechtes Jagen, die Ehrung des Wildes, die Verwertung des Fleisches, Kümmern in Notzeiten, all das ist für mich auch Tradition und dies werde ich sicher weiterleben und meinem Sohn lehren.


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