Der zweite Tag begann mit einem traumhaften Sonnenaufgang und wir konnten es kaum erwarten aufzubrechen. Ein wenig vorsichtiger geworden durch die Rutschpartie des vorherigen Tages erreichten wir den Revierteil, in welchem wir nach Spuren von Zebras Ausschau halten wollten. Eine große Anzahl derer erregte unsere Aufmerksamkeit. Scheinbar war eine große Herde der begehrten Beute über den Weg gezogen. Sorgfältig den Wind prüfend, folgten wir der Spur. Die Abdrücke machten deutlich, dass sich auch Fohlen in der Herde befanden und diese musste auch bereits in der Nähe sein. Deutlich vernahmen wir ein Schnauben direkt vor unserer Nase. Wer nun glaubt, ein Zebra sei aufgrund der weißen Grundfarbe im Dickbusch leicht zu entdecken, der irrt gewaltig. Die Streifen lösten die Silhouette auch für unsere Augen perfekt auf.
Vorsichtig bogen wir also Zweige zur Seite und befreiten uns von den allgegenwärtigen Dornen um näher heranzukommen. Wie in Zeitlupe näherten wir uns der Geräuschkulisse, denn zu sehen war bislang nichts. Es waren vermutlich keine fünfzig Meter mehr als wir das erste Zebra entdeckten. In der Sonne dösend äugte es zwar in unsere Richtung, aber glücklicherweise hatten wir den Wind im Gesicht und erstarrten beim ersten Anblick zu Salzsäulen. Jeder Jäger kennt diesen Moment, wenn man seinen eigenen Puls hört und darauf hofft, nicht erkannt zu werden. Mittlerweile sahen wir auch den Rest der Herde. Äsend zogen sie langsam auf eine Freifläche direkt vor uns. Jetzt ging es darum, einen Hengst in der Gruppe auszumachen. Nicht irgendeinen, denn um den Familienverband nicht zu zerstören, sollte es keinesfalls der Leithengst sein. In einer Zebraherde findet sich neben der Leitstute auch immer ein Leithengst und beide sollten unbedingt geschont bleiben. Um einen besseren Überblick zu bekommen, mussten wir uns „nur“ um fünfzig Meter nach links verschieben. Auf allen Vieren verschoben wir uns durch das fast hüfthohe Gras. Es bot zwar die dringend benötige Deckung, aber man sollte den Gedanken an Schlangen, Skorpione und ähnlichem Getier in so einem Augenblick ausblenden können. Die passende Stelle erreicht, brachte sich Simone vorsichtig in Schussposition. Ein passender Hengst war ausgemacht und jetzt galt es den Puls unter Kontrolle zu bringen. Ein letzter Atemzug und der Schuss war raus