„Sauen, Sauen!!! Da gegenüber in der Wiese“, flüsterte ich aufgeregt, „von oben runter, guck doch!!“ Sandra riss in höchster Aufregung ihr Fernglas vor die Augen und starrte. Die Sau, es schien wohl doch nur eine einzelne zu sein, bewegte sich langsamer. „Wo?“ zischte sie, „wo ist sie?“. So dunkel war es noch nicht, als das man das Stück Schwarzwild nicht auch hätte mit bloßem Auge erkennen können. Ich nehme mein Glas runter und gucke auf die gegenüberliegende Wiese. Ich sehe nichts. Dann fange ich an Tränen zu lachen.

Aber von Anfang an…

Ich wohne in einem kleinen Ort im Landkreis Hildesheim. Zu meinem großen Glück habe ich in dem Revier rund um mein zu Hause einen Begehungsschein bekommen. Ich kann aus der Haustüre treten und bin schon im Revier. Praktisch, wunderbar und luxuriös. Ein weiteres Highlight dieses Begehungsscheines: meine beste Freundin Sandra ist die Partnerin des Revierinhabers und wir können somit unserer Leidenschaft gemeinsam frönen. Im Landkreis Hildesheim darf bereits ab dem 20. April auf Jährlingsböcke und Schmalrehe gejagt werden. Mein Heimatrevier ist das letzte vor der Grenze, auf das diese Regelung zutrifft. Natürlich sind wir ab Mitte März unterwegs um herauszufinden, wo die Böcke stehen und wo es Sinn macht, früh in die Jugendklasse einzugreifen.

Sandra und ich verbrachten jede freie Minute im Revier, wussten ziemlich genau, wo wann welches Stück seine Runden machte. Der Frühling durchzog das Revier mehr und mehr, die Vögel zwitscherten ihr Konzert nur für uns und erfüllten das Herz mit Zufriedenheit. Der 20. April rückte näher und näher und natürlich stieg die Aufregung.

Am 19. April abends gegen 20.00 Uhr schrieb der Revierinhaber, dass er mir in einem bestimmten Teil des Revieres alles an Jährlingsböcken und Schmalrehen freigibt. Mir blieb der letzte Bissen des Abendessens fast im Halse stecken- was für eine großzügige Freigabe. Ich war überwältigt. Am 20. April klingelte der Wecker entsprechend früh- zu meinem persönlichen Leidwesen, morgens komm ich einfach schlecht aus den Federn. Aber nun, so ein Angebot bekommt man einfach nicht alle Tage, der alte Spruch „bis zum Sofa kommen Sie nicht“ hat sich im Laufe der Jahre immer wieder bestätigt.


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