Langsam klettert das Auto den steilen Berg hinauf. Früher musste Tom das ganze Futter mit dem Hubschrauber hochbringen lassen. Etwa 800 kg wurden pro Flug den Berg rauf geschafft. 250 Flüge und 30 Helfer brauchte es um eine Winterration hinauf zu schaffen. Sie können sich vorstellen, was das an Geld und Zeit gekostet hat. So beschloss Tom in einen schon bestehenden Weg, auf dem wir gerade fahren, zu investieren. Täglich nutzt er oder seine Frau diesen extra für die Hirsche angelegten Weg, um sie in der Notzeit zu füttern. Keinen Tag lässt er sie warten. Die großen Roten, gut 150 Stück, brauchen jährlich rund 200 t Futter. Es besteht aus einer Mischung aus Luzernenheu, Maissilage, getrocknetem Apfeltrester und Soja. Die jährlichen Kosten belaufen sich auf 50.000 bis 70.000 Euro.

Endlich sind wir da und das Auto hält an und schon erblicke ich die ersten Stücke Rotwild. Ca. 20 Stück, fast ausschließlich Kahlwild und ein paar junge Hirsche. Als wir aussteigen weichen sie nur kurzzeitig Richtung Wald zurück.

"Geh Hirscherl! Jo! Jo, wos is denn?", begrüßt Tom die Hirsche und öffnet die Scheune, wo das Futter gelagert ist. Neben der Fütterung sind auch Bänke, wo sich Besucher setzen können und dem einmaligen Treiben zuschauen können. Sofort kommt ein junger Sechser auf Tom zu und lässt sich wie ein Hund den Rücken kraulen. Ich traue meinen Augen nicht und setze mich erst einmal auf eine Bank. Schon kommt ein Zehnender auf mich zu und forkelt sein Geweih vorsichtig in meine Beine während er sich das Futter schmecken lässt. Wie soll ich so bloß Fotos machen, das Wild ist einfach zu nah, solche Probleme kenne ich meistens nicht. Weitere Stücke kommen aus dem Wald zu uns gezogen und junge Hirsche testen ihre Kraft aneinander aus.


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