Denn: Klar muss ich noch Rehe aus der Decke schlagen. Aber für den Wildursprungsschein muss ich tatsächlich nur einen Knopf drücken und dann kommt der aus dem Drucker. Mittlerweile macht auch unser Veterinäramt mit. Heißt: Trichinenproben kann ich komplett ohne Papierkram einreichen. Probe in eine Tüte mit QR-Code, einscannen, fertig zum Abliefern. Statt Trichinenbingo im großen PDF kriege ich das Untersuchungsergebnis direkt auf’s Handy.

Am stärksten merke ich die Vorteile, wenn wir gemeinsam jagen. Bei Gruppenansitzen und natürlich bei unserer Drückjagd. Standzuordnung der Schützen, Karten und alle wichtigen Infos sind für mich, die Ansteller und Führer der Treiberwehr digital vorhanden und werden bei Änderungen für alle sofort aktualisiert. Das Laminiergerät bleibt diesmal unbenutzt. Bevor das erste Stück am Streckenplatz ist, hab ich schon fast einen kompletten Überblick über die Strecke. Inklusive Infos, wo bei der Bergung noch Hilfe benötigt wird und wer welchen Anlauf hatte. Die Nachsuchenführer können direkt ausschwärmen, weil sie per Geo-Tag auf den Meter genau den Anschuss markiert bekommen inklusive Infos zum beschossenen Stück, Fluchtrichtung usw. Der meiste Papierkram ist schon erledigt und säuberlich gespeichert, während die ersten Trecker mit Schützen am Sammelplatz eintreffen! Ich stehe irgendwie perplex da und habe ein wenig das Gefühl, Jagdgast auf unserer eigenen Drückjagd zu sein. Hab ich irgendwas Wichtiges vergessen? Nein, läuft alles. Es wäre doch jetzt eigentlich meine Pflicht, in Informationsbergen zu ertrinken. Passiert aber nicht. Endlich fragt mich jemand wegen Eigenbedarf. Ich scanne mit dem Handy schnell die Wildmarke des in Verdacht stehenden Stückes auf der Strecke ein. Schütze stimmt. „Ja, das ist deines.“ „Alles klar.“ Die Frage bringt mich auf eine Idee für eine Beschäftigung: Ich kann in der App schon mal die Verkaufswege für das Wild planen. Das wurde früher am ersten Abend nach der Drückjagd in Angriff genommen. Weitere Abende zur Dokumentation entfallen nun eh – ich exportiere einfach ein Excel aus meinem Handy.

Und auch die Streckenmeldung am Ende des Jahres ist lediglich ein aus der App exportiertes Excel, das per Mail an die UJB geht. Statt mühsamem Zusammenschreiben und Mehrfachkontrolle: 3 Klicks! Fehler nahezu ausgeschlossen, da die Liste von allen Mitjägern automatisch aktuell gehalten wird: Sobald ein Abschuss oder Fallwild angegeben wird, erscheint er in der Liste. Und natürlich auch automatisch in der Karte.

Insgesamt habe ich nach diesem Jahr den Eindruck, dass Jagen endlich mal wieder ein Stück einfacher und das Geschehen in meinem Revier übersichtlicher geworden ist. Ich bin nun wirklich kein Technik-Freak, aber wenn ein digitales System mir Arbeit und Zettelchaos abnimmt und Fehlerquellen ausschaltet, darf es gerne bleiben. Dieser stille Jagdassistent hat seine Probezeit jedenfalls mit Bravur bestanden und wird mich auch in den kommenden Jahren begleiten.

Diese Geschichte basiert auf Erfahrungen der diwima Mitarbeiter in ihrer Jagdpraxis.


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