Aktuell wird hierzulande über kaum ein Tier so hitzig diskutiert wie über den Wolf. Der „Böse Wolf“ aus dem Grimm‘schen Märchen „Rotkäppchen“…den besten Ruf hat der Wolf daher seit Jahrhunderten nicht. Aber ist diese Angst begründet? Müssen normale Bürger um ihre Kinder fürchten? Muss man überhaupt Übergriffe fürchten, sei es beim Spaziergang im Wald oder auf der Jagd?

Da ich selbst zwar Jägerin, aber keine Großkarnivorenbeauftragte bin und mir dies auch nicht anmaßen möchte, habe ich mir kompetente Hilfe aus meinem persönlichen Umfeld gesucht: Michael Back, Großkarnivorenbeauftragter des Landes RLP und anerkannter Schweißhundeführer. Mein in Unterstützung von Herrn Michael Back entstandener heutiger Artikel soll Ihnen ein wenig die Angst vor dem Wolf nehmen, Gefahren aufzeigen, Vorurteile abbauen, aber dennoch zur Vorsicht im Umgang sensibilisieren. Feststehen dürfte, dass wenn überhaupt, überwiegend wir Jägerinnen und Jäger Kontakt zum Wolf haben und – in weiser Voraussicht – dennoch bereit sind, mit unseren Hunden – obschon Wölfe im Rudel jagend zweifelsohne überlegen sind - weiterhin im Sinne des Tierschutzes und der Waidgerechtigkeit einzusetzen.

Die Sorge um die eigenen Hunde ist aber nicht aus der Luft gegriffen. Tierschützer und Jagdgegner meinen zwar, dass in Wolfsgebieten eingesetzte Hunde bislang –nachweisbar – nur in Einzelfällen dem Wolf zum Opfer gefallen sind und dass andere Faktoren, wie der Straßenverkehr, wehrhafte Wildschweine, gleichsam den Hunden gefährlich werden können.
Aber wenden wir uns nun dem eigentlichen Thema zu, nämlich, wie begegnet oder vermeidet man den Kontakt zu einem Wolf.

Jagdhunde sind geliebte Familienmitglieder, für den Tierschutz unverzichtbar und aufgrund der langjährigen Ausbildung und vielen Prüfungen sehr wertvoll. Ohne brauchbare Hunde ist eine effiziente und tierschutzgerechte Jagd nicht möglich. Doch gerade in Wolfsgebieten setzen wir Hundeführer unsere Hunde einer weiteren Gefahr aus. Beispielsweise in Schweden werden im jagdlichen Einsatz jedes Jahr viele Hunde im Jagdeinsatz durch den Wolf getötet. In Anbetracht der Tatsache, dass sich die Wölfe Stück für Stück ausbreiten und stetig neue Wolfsvorkommen nachgewiesen werden, gilt es zu überdenken, wie fortan mit der neuen Situation Mensch- Hund-Wolf präventiv umgegangen werden soll. Zu beachten ist, dass gesunde Wölfe sich von Natur aus vorsichtig dem Menschen gegenüber verhalten und die direkte Begegnung meiden. Meistens weichen die Wölfe dem Menschen aus, noch ehe er sie bemerkt hat. Ein direktes Zusammentreffen von Wolf und Mensch ist auch in von Wölfen besiedelten Gebieten selten.

Generell gilt:

Als Vorfahr des Hundes ist eine Kommunikation zwischen Wolf und Hund noch immer möglich, wobei der Haushund Gefahr läuft, als Artgenosse – als Konkurrent – vom Wolf angesehen zu werden. Missverständnisse zwischen dem „Markierenden Haushund“ und dem „Territorialen Wolf“ sind daher mitunter vorprogrammiert.

Stets zu bedenken ist, dass Wölfe sehr territorial sind und ihr Revier gegenüber Konkurrenten verteidigen; dazu zählen auch frei laufende Hunde. Bedeutet das nun, dass Sie gar nicht mehr mit Ihren Hunden im Wolfsgebiet arbeiten und trainieren können? Und wie soll man sich als normaler Hundehalter oder (Schweiß-)Hundeführer verhalten bei einer (möglichen) Begegnung mit einem Wolf? Wie kann man präventiv handeln?

Andererseits ist nicht zu verachten, dass der Verzicht auf Jagdhunde, neben der Jagd, auch für den Tierschutz, insbesondere in Zeiten von ASP und ESP, unvorstellbar ist. Stellen Sie sich einfach am eigenen Leibe vor, Sie haben Schmerzen. In den überwiegenden Fällen werden Sie einen Arzt aufsuchen und froh sein, wenn er Ihre Einschränkung lindern kann. Wie aber sieht es mit krankgeschossenem Wild aus? Dieses kann nicht einfach einen Arzt konsultieren. Für aber eben diesen Fall gibt es uns (Schweiß-)Hundeführer, die das Wild professionell nachsuchen. Selbstverständlich möchten auch wir unsere Hunde – der generellen Gefahr in jedem Einsatz bewusst – nur so viel wie nötig, einer Gefahr aussetzen.


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