Je älter ich wurde, umso mehr Pflichten ergaben sich. Die Schule musste beendet werden, ein Beruf erlernt bzw. das Studium begonnen werden. Im Hinterkopf blieb immer der Wunsch, endlich einen Jagdschein zu machen, doch wo, wie und wann…Zu einem Jugendjagdschein war es nicht gekommen, da wir einfach zu eingespannt waren mit der Teilnahme an Turnieren und mit der Arbeit auf dem Hof und meine Mutter es zeitlich nicht hätte schaffen können, mich zu den Terminen zu fahren.

So dauerte es bis zum meinem 29. Geburtstag, bis ich endlich an dem halbjährigen Kurs teilnehmen konnte. Die Ausbildung hat viel Blut, Schweiß und Tränen gekostet, viele Kilometer Fahrt, die wir zu den Reviersonntagen unterwegs waren und zum Schießen. Aber ich möchte keine Sekunde, keinen Meter und keinen der Teilnehmer und Ausbilder missen, denn das, was ich seit dem Bestehen des Jagdscheines erleben durfte, gehört zu den besten Dingen in meinem Leben. Jagd bedeutet für mich in erster Linie Liebe zur Natur, Leben mit und in der Natur, Beschaffung von Lebensmitteln und Erfüllung meines Herzens mit Freude. Wie eine Schlange züngelt Rauch aus der Mündung meiner Waffe. So als ob man ein Feuer entzündet hätte und der erste kleine Rauch langsam empor steigt. Es ist ganz still, fast glaube ich zu hören, dass ich nichts mehr höre, keinen Vogel, kein Insekt, einfach nichts. Die letzte Sonne des Abends glitzert über die Baumwipfel. Ich starre aus dem Fenster des Hochsitzes in die Richtung, in die ich gerade geschossen habe. Tränen laufen mir über das Gesicht…Nachdem ich mich wieder etwas gefangen habe, steige ich vom Hochsitz und gehe die 80 Schritt über die Wiese zu meinem allerersten Bock.

Seit jenem Abend sind 15 Jahre vergangen. Natürlich sind seitdem unfassbar tolle Erlebnisse hinzugekommen, viele sogar, von denen ich niemals zu träumen wagte, aber dieser Abend im heimatlichen Revier hat sich für immer in meine Erinnerung gebrannt. Und ich bin noch immer jeden Tag dankbar dafür.


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