Wie eine Schlange züngelt Rauch aus der Mündung meiner Waffe, so als ob man ein Feuer entzündet hätte und der erste kleine Rauch langsam empor steigt. Es ist ganz still, fast glaube ich zu hören, dass ich nichts mehr höre, keinen Vogel, kein Insekt, einfach nichts. Die letzte Sonne des Abends glitzert über die Baumwipfel. Ich starre aus dem Fenster des Hochsitzes in die Richtung, in die ich gerade geschossen habe. Tränen laufen mir über das Gesicht.… Es war mir immer klar, dass ich eines Tages einen Jagdschein machen würde. Zu prägend waren die Erinnerungen mit unserem Vater: auf dem grünen Mofa, auf dem Gepäckträger sitzend, über die Allee rumpelnd die Kirrungen abfahren, der Wind in den Haaren und stolz wie ein Honigkuchenpferd, wenn Papa abends seine Beute vor dem Kinderzimmerfenster Strecke legte.
Mein „zu Hause zuhause“ lag zwischen Bremen und Hamburg in Niedersachsen. Meine Großeltern kauften dort einen landwirtschaftlichen Betrieb am Ende des Nichts und übergaben ihn später an meine Mutter.
Aufgewachsen bin ich also gemeinsam mit meiner jüngeren Schwester in einem Paradies, einer Idylle und einer spektakulären Freiheit. Die Frage nach unserem Pläsier bzw. unseren Spielmöglichkeiten stellte sich unserer Mutter nicht, sie machte morgens einfach die Tür auf und ließ uns gewähren.
Wir hatten eigene Ponys, zudem gab es genügend weitere Tiere, die wir umsorgen konnten und Platz! Was wir vor allem hatten war Platz. Soweit die Füße trugen, alles war Abenteuer!
Mit den Tieren gehörte auch Leben und Sterben früh zu unserer Normalität. Es wurden Fohlen, Kälber und Ferkel geboren und manche starben. Das war traurig, aber es wurde nichts vor uns verborgen gehalten. Ebenso das Tiere so schlimm krank sein konnten, dass der Tierarzt sie erlösen musste. Für uns war das ein Kreislauf. Ein neues Leben kam und ein altes ging.