Anschließend verköstigte Paule uns alle immer königlich -dafür die Brötchenfrage-, faltete die Hände über seiner recht beachtlichen, aber immer noch strammen Bauchkugel und hörte sich strahlend unsere eifrigen Erzählungen an. Dabei war sein Wohnzimmer übrigens IMMER, auch im Sommer, auf gefühlte 40 Grad geheizt. Nicht selten hatte Paule als Königsgewand dann nur eine lange, grünfusselige Angora-Unterhose an, während wir regelmäßig den gleichen Fehler machten, allesamt noch in Thermokleidung zum Rapport und Festschmaus auftauchten und spätestens nach 30 Sekunden dem Hitzetod nahe waren – aber Paule wäre nicht Paule, hätte er uns nicht auch genügend zu Trinken angeboten.
Diese Tage werden uns allen auf ewig unvergesslich bleiben. Zuletzt musste Paul jagdlich etwas kürzertreten, aber sicher denkt auch er immer mal wieder sehnsüchtig an damals zurück. Oder an andere jagdliche Highlights, die er mit dem dicken Fred und meinem Vater im Ausland erlebte. Gerne war er zum Beispiel in unserem schottischen Revier, von wo er unter anderem einen Auerhahn und so manch guten Bock mitbrachte. Für einen davon hätte man zur Bergung mehrere Kilometer an einem Fluß entlang bis zur nächsten Brücke laufen und diese queren müssen – nicht mit Paule. Er zog sich trotz des eiskalten Aprilmorgens schlicht aus bis auf einen damals hochmodischen Leopardentanga – mein Vater ist bis heute ob dieser avangardistischen Glanzleistung (auf einer Jagdreise!) tief beeindruckt-, sprang kopfüber in die flachen Fluten, durchtauchte diese fast komplett, rannte am anderen Ufer barfuss zum Bock und brachte ihn zurück zu meinem Vater und seinem Kleiderhaufen. Dann strahlte er meinen Vater an und sagte „Siehste, so bleiben die Kleider trocken!“ – zehn Minuten später versank er zur großen Schadenfreude meines Vaters bis über den Bauchnabel in einem Moorloch und war dann doch pitschenass.
Ein anderes Mal jagten die beiden in den Highlands Hirsche, es war miesestes Schottland-Wetter und regnete in Strömen. Paule hatte wieder einmal eine kleidungstechnische Errungenschaft im jagdlichen Einsatz, einen vollwasserdichten Kleppermantel nämlich – der allerdings auch aalglatt war. Als sie ein Brunftrudel angingen, blieb Paule in der Endphase etwas zurück, während mein Vater weiter steil bergab dem Rudel entgegenkroch. Dann aber wollte Paule ihm wohl noch Munition bringen, machte eine falsche Bewegung – und sauste mit dem Kleppermantel als Wasserschlitten wie ein Kugelblitz an meinem Vater vorbei den Hirschen entgegen, er war beinahe schneller im Rudel als die Kugel meines Vaters…
Ich hoffe, Paule denkt heute noch so oft an diese Abenteuer und Geschichten zurück, wie wir und ich es tun. Zum Abschluss seines jagdlichen Wirkens in seinem kleinen Königsland hat er übrigens, wie so oft, mal wieder seine unglaubliche Güte gezeigt – und mir seinen heißgeliebten Bockdrilling geschenkt. Ich werde ihn in Ehren halten, Paul, versprochen!