Ohne Versuch werde ich aber nie erfahren, wo er jetzt steht. Wiese, Stoppelfelder, Wiese, Waldrand. So geht es immer weiter, immer pirsche ich kurz, dann setze ich mich auf den Boden und warte. Immerhin einige Stücke Damwild habe ich in Anblick bekommen – aber was nun? Die Sonne steht schon ziemlich hoch, als ich mich entscheide, zurück zum Auto zu pirschen. Nicht weit davor kontrolliere ich den Waldrand – und sehe einen Bock! Und zwar MEINEN Abnormen! Er steht gerade am Waldrand und äst dort Gras. Gut - wie weiter? Ich versuche, hinter einer Bodenwelle versteckt weiter zu pirschen, dann über einen Feldweg, der direkt in den Wald führt, an dessen Rand der Bock äst. Der Wind sollte passen und der Bock auf mich zu ziehen.

Alles klappt bestens, noch vom Feldweg aus sehe ich ihn, er steht noch am gleichen Platz. Super! Ich bin schon im Wald, hinter einem Baum versteckt, und warte, in welche Richtung mein Bock zieht. Ich habe aber nicht eingeplant, dass er sich wie ein Geist bewegen kann! Urplötzlich steht er zirka 10 m vor mir und äugt mich exakt an! Was jetzt? Der Pirschstock steht vor mir, ich versuche, die Büchse hoch zu heben. Der Bock wartet das aber nicht ab, springt davon und verkündet mir durch sein Schrecken höhnisch, dass ich für heute verloren habe.

Den ganzen Tag habe ich dann damit verbracht, den besten Plan für die Abendpirsch auszuhecken. Es geht aber nicht besser, ich muss den gleichen Weg nehmen, um am besten zu diesem Platz zu gelangen. Langsam pirsche ich los. Hinter einem Rain nähere ich mich dem Waldrand, wo er in der Früh stand. Ich habe geplant, dass ich dort versteckt warten werde. Ich kontrolliere noch das Feld rechts vor mir, keine Stücke sind draußen, also entscheide ich mich, kurz über das Feld zum Waldrand zu gehen. Auf der Hälfte der Strecke zum Wald - ich weiß nicht, woher er gekommen ist! - steht urplötzlich mein Bock und äugt schon wieder direkt zu mir! Ich lege mich sofort auf den Boden, mit meinem Rucksack unter der Büchse. Der Bock ist aber schon sicher, dass dort ein Unhold in seinem Revier liegt, vielleicht sogar derselbe, der ihn schon heute in der Früh erschreckt hat. Er beginnt zu schrecken, immer spitz zu mir, Distanz 150 oder vielleicht 170 m. Ich suche mir eine gute Position für einen sicheren Schuss. Doch der Bock wartet nicht so lange ab, springt zur Seite - und bleibt aufs Blatt stehen! Nach dem Schuss weiß ich sofort, dass ich nicht gut abgekommen bin. Der Bock springt unverletzt ab und macht mir schreckend klar, dass er schon wieder gewonnen hat!


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