Jagd ohne Hund ist Schund, sagt man, wenn ein Jäger keinen Hund führt. Bei uns in Tschechien sagen wir, dass ein Jäger nur ein halber Jäger ohne Hund ist. Fast 30 Jahre war ich also ein halber Jäger, dabei lieben meine Frau und ich Hunde sehr. Gerade deswegen haben wir beschlossen, dass ein Hund nicht in eine Wohnung gehört und uns fest vorgenommen im Rentenalter einen zu haben. Naja, es kommt im Leben ja doch vieles anders, als man denkt und so gehen wir in das Jahr 2016 zurück. Wo wir uns einen kleinen, wunderschönen Kater namens Faust geholt haben. Der ursprüngliche Plan war, dass er in unserem Wochenendhaus wohnt und wir jedes Wochenende zu ihm kommen, aber natürlich hat das nicht funktioniert, wie konnte ich das auch nur eine Minute glauben. So reist Faust jeden Sonntag mit uns in die Wohnung und jeden Freitag ins Wochenendhaus. Wenn nun aber eine Katze bei uns in der Wohnung gut aufgehoben ist, dann doch auch ein Hund, oder?! Meine Frau war erst dagegen, die Katze würde erst einmal reichen, aber ich ließ nicht locker und so schnell wie sie mich mit Faust überzeugt haben, habe ich meine Frau auf meine Seite schlagen können. Unser neues Mitglied der Familie heißt Brok (Abrok Viva Moravia), ein Rauhaardackel. Gerade jetzt, als ich diesen Artikel schreibe, ruft meine Frau mich in das Wohnzimmer, zeigt auf Brok, der neben unseren Sohn liegt, und sagt: „Ich kann mir nicht mehr vorstellen, dass Brok nicht hier wäre!“ Und das sagt alles über Brok und unsere Beziehung zu ihm aus.
Also gut, ein Jagdhund heißt vor allem viel lernen. Ich hatte als kleiner Junge mal einen Schäferhund, das ist aber erstens lange her und zweitens hatten wir auch ganz andere Anforderungen an ihn. Ich habe also gelernt, gefragt und geschaut so viel ich konnte. Zum Glück habe ich erfahrene Hundeführer in meinem Freundeskreis, von denen ich viel lernen kann. Diese Erzählungen sollen keinesfalls der EINE Weg sein, jeder hat seinen eigenen, ich möchte nur von meinem erzählen...
Brok sollte ein volles Familienmitglied werden. Auf jede Reise mitkommen und mit allen Situationen zurechtkommen. Auto fahren, viele Menschen und auch mal längere Zeit zu Hause bleiben, ist kein Problem für ihn. Auch Faust und er verstehen sich wunderbar, sie spielen und kuscheln zusammen, als ob es überhaupt keinen Unterschied zwischen ihnen gibt. Draußen sind alle anderen Katzen allerdings Staatsfeinde Nummer 1.
Die Beziehung zwischen mir und Brok ist wirklich sehr eng, vielleicht sogar zu eng. Wenn ich nur 10 Minuten weg bin, freut er sich so sehr, als ob ich tagelang unterwegs war. Manchmal verliert er dabei auch noch Urin, dies wird mit der Zeit aber verschwinden – hoffentlich. Er darf bei uns nicht auf das Sofa oder Bett, versucht es aber auch gar nicht erst. Er hat seinen Platz, den er liebt und wo er hin und wieder auf mit Faust schläft.
Brok & Faust
Ich muss allerdings zugeben, dass unser Zusammenleben nicht immer so positiv war. Als er älter wurde, hat er probiert, mit meiner Frau und auch mit Kindern um einen höheren Platz in der Hierarchie unserer Meute zu kämpfen. Sein Knurren und Zähne zeigen wurde keinesfalls geduldet und die Fronten wurden geklärt. Als ich bereits dachte, dass diese Phase vorbei sei, kam es zu einem Höhepunkt. Als ich wollte, dass er Fuß geht und er dies verweigerte, zog ich ihn am Nacken zu mir, dabei biss er mich so stark in die Hand, dass es blutete. Dieses Mal hat er seine Lektion gelernt, dass kann ich Ihnen versichern. Dies passiert einmal und nie wieder, das habe ich ihm deutlich klar gemacht. Seitdem hat es so etwas nicht mehr gegeben. Allerdings folgt er nur mir, meine Frau und Kinder liebt er zwar, gehorchen tut er aber nicht. Schade, aber sie können ausschließlich an der Leine mit ihm spazieren gehen.
In drei Situationen kann ich aber leider nach wie vor nicht die Hand ins Feuer für meinen Hund legen. Erstens, wenn jemand fremdes an ein erlegtes Stück Wild kommt, wenn er dort schon sitzt. Ausnahme ist auf der Nachsuche, da „darf“ der Mitgeher auch an das Stück herantreten. Zweitens, nach der Jagd, wenn er müde ist und tief schläft und er unerwartet angefasst wird, gerade von Menschen, die mich vorher nicht um Erlaubnis fragen, was für mich sowieso ein Unding ist. Und drittens kann ich ihm bei fremden Leuten, die Hunden offensichtlich nicht positiv gegenüber eingestellt sind, nicht vertrauen. Dies ist schade und macht mich auch oft nachdenklich, ich werde weiter versuchen an diesen Punkten zu arbeiten.