Jede Jagd ist anders. Zuhause hat man allerdings seine bekannten Wildarten, bei denen man sich auskennt und weiß, wie sie bejagt werden. Schaut man aber rüber den Tellerrand, gibt es andere Habitate, andere Tiere, andere Jagdarten. Ich schaue gerne über meinen Rand hinaus und nehme Sie dieses Mal mit nach Osttirol, zur Gamsjagd.

Vergangen Sommer habe ich diesbezüglich mit meinem Freund Dominic gesprochen und ausgemacht, dass ich diesen November zu ihm und seinem Vater nach Tirol kommen werde. Ende November sollte die Gamsbrunft sein und zu dem Zeitpunkt tragen die Tiere auch ihre schöne, dunkle Winterdecke.

Die Jagdsaison flog mal wieder an einem vorbei. Gestern erst für die erste Jagd der Saison gepackt, heute schon fast wieder für die letzte... Dominics Familie war bereits bei uns zu Besuch. Sein Opa konnte seinen ersten Muffelwidder erlegen und dann gleich einen kapitalen. So etwas macht mir immer große Freude. Mein Wochenende Ende November bereitete ich gut vor, sodass alle Formalitäten wie Jagdkarte und Versicherung im Vorhinein geklärt waren. Mein Sohn musste leider Zuhause bleiben und auf meine Tochter und Frau aufpassen – wie ernst es dieses Mal wirklich war, ahnte ich zu dem Zeitpunkt nicht.

Mein Hinweg gestaltete sich problemlos. Bestes Wetter, keine Staus und eine große Vorfreude ließen die ersten 400 km fast im Flug vergehen – bis ich plötzlich einen Anruf meiner Frau erhielt. Sie habe große Schmerzen und einen starken Druck auf der Brust, einen hohen Puls, ihre Hände würden kribbeln und sie könne sich nicht gut bewegen. Ich war 400 km von Zuhause entfernt und meine Frau alleine zu Hause mit den Kindern! Was ein Albtraum. Wir besprechen die Situation und entschließen uns dazu, dass sie sofort den Krankenwagen ruft, ich umdrehe und die Nachbarn auf die Kinder aufpassen sollen. Gut, wenn man so nette Nachbarn hat... Als ich im Krankenhaus ankomme, freue ich mich über die doch positiven Nachrichten. Meine Frau ist überarbeitet, hat viel Stress und Osteoporose. Ihr Körper scheint deutliche Signale zu senden. Wir sind alle erleichtert und dankbar. Ich schließe mich mit Dominik und Winfried kurz und wir verschieben das Wochenende um zwei Wochen. Jeder hat Verständnis für so eine Situation.


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