Jagd ist ja so eine Sache, einerseits möchte man als Jäger, jedenfalls in meinem Fall, wirklich gern Beute machen, andererseits mag ich die Herausforderung. Aber eine Herausforderung war mir immer zu gross, die Bergjagd auf einen Hirsch. Zwar hatte ich den Hirsch bereits im Patent gelöst und war auch schon ein paar Mal brav mit dem Mann an meiner Seite mitgegangen, aber so richtig «den Ärmel eingezogen», wie man auf berndeutsch zu sagen pflegt, also so richtig gepackt, hatte es mich damals nicht.
Aber, das muss man meiner besseren Hälfte lassen, er gibt nicht auf. «Nun komm, du bist doch viel fitter als damals, das schaffst du schon.» Kurz unter der Baumgrenze unterwegs zu sein, ist wirklich anstrengend, wenn man sonst für Schweizer Verhältnisse ein echter Flachlandindianer ist. Das Patent hatte ich wohlweislich nicht gelöst, ich war mir sehr sicher, dass ich diese Art der Hirschjagd nicht mehr zu meiner eigenen machen würde. Dazu kommen all die Besonderheiten, die die Patentjagd so mit sich bringt, unendlicher Jagdneid, allein für sich jagen, ohne wirklich Freunde zu haben, unehrlich sein (wer will schon, dass der nächste Jäger den guten Stand einnimmt und dann dort schießt...).All das wollte ich mir gar nicht mehr antun.
Aber mein Mann verfolgte einen Plan. Einen sehr guten Plan. Er machte mir den Mund nochmals wässrig, erzählte mir über all die Hirschsichtungen, wieviel weniger anstrengend alles an seinem neuen Platz wäre und dergleichen. Vieles davon war natürlich gelogen und eigentlich hätte ich das wissen müssen. Aber wie sollte es anders sein, dem Kerl muss ich glauben, oder ich möchte ihm zumindest glauben, oder vielleicht möchte ich einfach nur wieder einmal an mein Limit gehen. Irgendwann einmal, wo es nicht so steil ist, obwohl die Krone der Hirschjagd für mich eindeutig nicht Ungarn ist, sondern die Berner Alpen. Mir geht es nicht um Trophäen, mir geht es um das Erlebnis, um meine Grenzen und diese zu übertreffen.