Cesar und Dolina bleiben im Auto, wir pirschen zu der Leiter, immer in der Deckung des Waldes. Der Regen wird stärker, dazu noch der starke Wind – was ein Kaiserwetter, denke ich mir, während mir das Nasse ins Gesicht peitscht. Bekommen wir heute überhaupt Anblick? Wir machen es uns auf der Leiter „gemütlich“, wie immer probiere ich die Auflage mit meiner Büchse. Obwohl die Fichte sehr groß und stark ist, bewegt sie sich mit der Leiter leicht hin und her. Der Leuchtpunkt bewegt sich ebenfalls mit dem Baum, das kann ja was werden. Noch das Handy ausschalten und dann gehöre ich Dir, Wald! Im Moment, als ich mein Handy ausschalten wollte, macht Radek mich auf Kahlwild aufmerksam. Sie ziehen langsam in einer der Schneisen, die vor uns liegen. Sofort greife ich zu meiner Büchse. Hinter dem Kahlwild kommt doch tatsächlich ein Hirsch. Radek spricht ihn als passend an und gibt mir den Hirsch frei. Der Hirsch zieht aber weiter und nähert sich schon den dichten Büschen, wo er gleich wie die ersten zwei Stücke verschwinden wird. Radek greift zu seinem Hirschruf und pfeift. Der Hirsch hält an und sichert zu uns. Nach den Schuss zeichnet er deutlich und verschwindet in den Büschen. Ufff… das ging schnell. Radek holt Dolina, sie soll arbeiten. Wir erwarten, dass der Hirsch nicht weit weg liegen wird. Ich sitze alleine auf der Leiter und genieße die Zeit. Ich entlade meine Büchse und ziehe die Neoprenkappe über das Zielfernrohr. Doch auf einmal wird der Wind stärker, die Fichte und die Leiter sind in ständiger Bewegung. Lieber klettere ich runter und verstecke mich hinter dem Stamm. Der Regen lässt zum Glück nach.

Ich sehe Radek mit Dolina zu, wie sie vom Tal über die Schneise näher kommen. Radek steht schon am Anschuss, kein Schweiß da! Ich kontrolliere die Gegend und Radek geht mit Dolina weiter in die Büsche. Das wundert mich. Der Schuss passte (oder sollte passen). Einige ganze Zeit lang kontrolliere ich den Boden, doch ergebnislos. „Er läuft zu Dir“, höre ich Radek aus dem Gebüsch rufen. Wie bitte, was macht er? Jetzt sehe ich den Hirsch direkt auf mich zu rennen. Doch… Meine Büchse ist nicht geladen! Und die Kappe schützt mein Zielfernrohr. Ich repetiere und ziehe die Kappe so schnell aus wie möglich, dann ändert der Hirsch seine Richtung und rennt zirka 20 Meter unter mir über die Schneise. Doch er ist schneller – zuerst steht unten im Tal das Auto von Radek, also konnte ich nicht schießen und dann kriege ich den Hirsch nicht in mein Zielfernrohr. Ich sehe nur die Hinterläufe, als er in der nächsten Hecke verschwindet. Deutlich habe ich gesehen, dass der Schuss tief unten saß. Kurze Zeit geschieht nichts und erst dann kommt Dolina, die zu weit war, um den Hirsch zu sehen. Dann kommt Radek. „Das gibt’s nichts“, kommentiert er die Situation. Ich zeige, wo genau der Hirsch verschwunden ist. Dolina macht einige Runden und folgt der Fährte vom Hirsch. Erst später erfahre ich, was genau in der Hecke passiert ist.


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