Die Zeit vergeht sehr langsam und ich zähle schon die Tage, wann ich wieder zu Dalibor fahren kann. Leider geht es sich auf dem nächsten Wochenende nicht aus und ich muss eine weitere Arbeitswoche überleben.

Der November ist da und ich fahre schon am Freitag Nachmittag raus zu Dalibor. Heute haben wir Kaiserwetter, Temperatur nur gegen 5 Grad, herbstliche Sonnenstrahlen und der Wald ändert seine Farbe in herbstliche Farbtöne. Ich liebe dieses Wetter! „Heute werden wir pirschen!“ sagt Dalibor gleich, als er mich sieht. Einen Kaffee zu genießen schaffen wir noch, aber dann machen wir uns auf den Weg ins Revier. Die Lage von Dalibors Jagdhaus kann nicht besser sein – es befindet sich direkt im Revier, also brauchen wir kein Auto und gehen einfach aus dem Garten raus. Schon sind wir am Waldrand und pirschen langsam und vorsichtig weiter. Dalibor kennt die Wechsel seines Wildes sehr gut – er lebt sein ganzes Leben hier, seit seiner Kindheit verbringt er die meiste Zeit im Wald. Das Resultat sollte sich bald zeigen. Wir sind nicht ganz 100 Meter vom Waldrand entfernt, als sich Dalibor hinter einem starken Baum versteckt. Ich bin gleich neben ihm und kann sehen, dass vor uns einige Stücke Muffel ziehen. Einige gute Widder und paar Stücke Kahlwild. Unter den Widdern ist ein eindeutig schwächerer Einwachser. „Den ganz linken, siehst Du ihn?“ fragt leise Dalibor. „Ja, klar!“ antworte ich und bereite meine Büchse vor. Die Widder sind ständig in Bewegung, „mein“ Widder steht entweder hinter einem Baum oder vor oder hinter einem anderen Widder. Und jetzt auf einmal spürt das Kahlwild etwas und wird langsam unruhig. Das älteste Schaf zieht direkt weg von uns, die Widder und restliche Stücke Kahlwild folgen ihnen logischerweise nach. „Schade!“ kommentiert nüchtern mein Freund, „Du bist zu langsam!“ Dalibor lacht, als er mein Gesicht sieht. „Gut, dass Du nicht geschossen hast, wenn Du nicht sicher warst!“ lächelt er auf einmal. Na ja, so ist Dalibor.

Wir pirschen weiter tief in den Wald zu einer großen Wiese, wohin das Wild sehr oft am Abend auszieht. Diesmal ist das nicht der Fall, obwohl das Wetter passt. Aber doch sehen wir etwas auf der Wiese! Es wird langsam finster, aber ganz klar: eine Rotte Sauen steht nicht weit von uns. Aber kein einziger Muffel! Wenn wir probieren würden, die Sauen anzupirschen, bekämen sie unseren Wind, der am Rand des Waldes immer so dreht. Auch ohne Waidmannsheil kann man die Pirsch aber schön genießen.


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