Mai: Wonnemonat, üppige Blütenpracht, saftig-gelber Raps, milde Tage, Bockjagdzeit. Zum ersten Mal durfte ich meinen Jagdfreund Patrick, in seinem Feldrevier in der Rhön besuchen. Wir hatten geplant besonders in die Jugendklasse des Rehwildes einzugreifen, schwache Jährlinge und Schmalrehe zu entnehmen.
Mehrjährige, besonders aber reife Böcke, hebt man sich hier gerne für die Blattzeit auf. Die Zeit zwischen den Ansitzen würde mit Fallenbau, den ein oder anderen Revierarbeiten und nicht zuletzt gepflegter Geselligkeit gut gefüllt sein. Das Wochenende nach Christi-Himmelfahrt im vergangen Jahr, dank Brückentag auf fünf freie Tage verlängert, kam wie gerufen. Ich machte mich mit meinen alten Drahthaar-Rüden „Pacco“ auf den Weg, nicht wissend, dass dieser noch eine wichtige Rolle spielen würde…
Die Gegend im ehemaligen Zonenrandgebiet könnte kaum schöner sein: Bewaldete Hügel säumen den Horizont. Ackerbau und wilde Flächen sind gut durchmischt, ein Strukturreichtum, das farbenfroh blühend dem Auge eine Freude, dem Niederwild ein Zuhause und den Insekten reichhaltig Nahrung bietet. Die Dörfchen sind kompakt und nach Sonnenuntergang klappt man die Gehsteige hoch. Kein Ort könnte besser geeignet sein, der vom Alltag gehetzten Seele eine Zuflucht zu bieten. Und wenn die Nacht gekommen ist, so lohnt es sich den Kopf tief in den Nacken zu legen und gen Himmel zu blicken. Kein Kunstlicht stört hier die Sicht auf den geheimnisvollen Glitzer des Sternenhimmels.
Die Einladung dankte ich mit regionalen Spezialitäten: Schwarzwild-Presssack, Haselnuss-Geist und einen Bocksbeutel Frankenwein wurden als Gastgeschenk dankend angenommen und sogleich verkostet. Der Abend wurde lang, die Nacht dementsprechend kurz und schon befand ich mich schlaftrunken im Hochsitz, wartend, dass die Dämmerung Nachtkühle und Dunkelheit vertrieb. Ich saß im sogenannten Obstgarten, ein Platz im Herzen des Reviers. Sanfthügelig schlängelt sich das Gelände dahin, Brachen, Wildäcker und bestellte Felder wechseln sich ab, unterbrochen von Heckenstreifen oder kleinen Gehölzen. So wie die Sonne hinter dem alten Steinbruch aufstieg, tauchte sie das Tal in goldene Morgenwärme. Die Vögel krakeelten, brummende Insekten schwirrten um die Blütenstände, es war eine Atmosphäre wie aus einem Jagdroman längst vergangener Tage. Eine hochtragende Geiß konnte ich beobachten, ebenso einen gut veranlagten Jährling und einen starken, mehrjährigen Bock. Mit leeren Händen, doch vollem Herzen kehrte ich zum Frühstück in das Jagdhaus zurück.