Ob und wie das Geschoss im Wildkörper reagiert, hängt von zahlreichen Faktoren ab: Neben dem Treffersitz, für den jeder Schütze selbst verantwortlich ist, Zielwiderstand und Entfernung, spielen auch der Auftreffwinkel des Geschosses auf dem Wildkörper und etwaige Hindernisse im Schussbereich eine Rolle.

Gerade die Entfernung wird bei der Geschosswirkung oft unterschätzt. Besonders an der Kirrung wird das meiste Wild auf max. 50 – 60 m beschossen, oft ist die Distanz kürzer. Dementsprechend erfüllt die Geschosswirkung oft nicht die Erwartungen, entweder zerschießt man die Blätter um Fluchten zu vermeiden oder man nimmt eine Suche im nächtlichen Wald in Kauf. Die Kugel trifft bei solch niedrigen Distanzen mit hoher Geschwindigkeit ihr Ziel, durchschlägt den Körper und der Großteil der Energie entfaltet im Kugelfang seine Wirkung und nicht im Wildkörper. Gerade bei der sehr gängigen .30-06 spielt dieser Umstand eine wichtige Rolle, die Tendenz zu massestabilen, harten Deformationsgeschossen verstärkt diese Zielwirkung noch.

Die sogenannten klassischen Küchenschüsse auf Haupt oder Träger, entwerten zwar am wenigsten Wildbret durch die Schussverletzung, Kritiker führen aber das fehlende Ausbluten als viel gravierendere Qualitätsminderung an. Dies wiederum wird von den Befürwortern bestritten und auch die meisten Verbraucher dürften wohl bei ihrem Stück Wildbret keinen Rückschluss auf den Treffersitz ziehen können. Auf Grund des sehr hohen Risikos auf krankgeschossenes Wild und die viel kleinere Wirkungsfläche, sollte dem Schuss auf die Kammer bei gesundem Wild aber ohnehin immer der Vorzug gelten.

Wildbretschonende Schüsse „hinters Blatt“ werden gerade bei Rehwild oft viel zu weit hinten angetragen. Das Projektil trifft zwar in der Kammer, meist flüchtet das Wild aber, was im unwegsamen Gelände zu längerer und beschwerlicher Suche führt.

Wenn beim Anlegen auf das breitstehende Wild der senkrechte Zielstachel des Absehens mittig auf dem Vorderlauf liegt und der waagerechte Zielstachel die Mitte des Wildkörpers hält, so sitzt der Schuss im absolut tödlichen Bereich. Fluchten werden bei diesem Treffersitz sehr selten sein. Achtet man dabei noch darauf, dass beide Vorderläufe parallel stehen, so ist die Wildbretentwertung bei der passenden Geschoss-/Kaliberkombination meist nicht der Rede wert.

Letztendlich kann man in der Theorie viel schreiben, was dann aber in der Praxis auch umgesetzt werden muss. Die individuellen Ansprüche einzelner Grünröcke gehen dabei auch weit auseinander:

Der eine schneidet lieber ein Kilo Fleisch weg, der andere freut sich, wenn der Hund auf der Totsuche zum Einsatz kommt. Wer unzufrieden mit Augenblickswirkung oder Wildbretentwertung ist, muss aber überdenken, ob seine Vorgehensweise zur Hauptwildart und dem Hauptentfernungsbereich passt:

  • Kaliber

  • Geschoss

  • Treffersitz

An diesen Stellschrauben muss man drehen.


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