Dann darf auf keinen Fall die Drückjagd bei meinen Bloggerkollegen fehlen, die zunächst durch ihre disziplinierten Schützen und die extrem gute Stimmung in unserer Treibergruppe auffiel. Es macht einfach Spaß, wenn man die gleichen jagdlichen Vorlieben teilt, besonders, wenn Hunde, Dornen und Sauen in einem Satz vorkommen. Das Fest danach werde ich wohl nicht so schnell vergessen. Spontan mussten wir in den Schießstand umziehen, was der Stimmung keinen Abbruch tat und der Abend wurde lang und länger. Am nächsten Morgen erwachte ich mit Bauchmuskelkater, Sie können sich denken, woher der kam. Ich hätte die Jagd dieses Jahr sogar um ein Haar vergessen, wenn mich mein Freund nicht daran erinnert hätte. Da wäre mir ein wichtiges Highlight entgangen!
„Du musst jetzt einfach mal vorbeikommen!“, war der Satz, der mich auf mein nächstes Abenteuer entführen sollte. Noch nie zuvor hatte ich die Familie live gesehen, aber wir hatten über Facebook und Whatsapp immer mal wieder Kontakt. Die Wellenlänge passte immer und es war stets lustig, also warum nicht? Und dann erst noch eine Niederwildjagd mit meiner frisch VGP geprüften Hündin, eigentlich musste ich nicht weiter darüber nachdenken. Ganz untypischerweise auch die Flinte eingepackt, keine Sauenschutzweste und keine Bergschuhe, sondern Barbourjacke, Gummistiefel und Warnweste für den Hund. Eine ganz kleine Jagd, familiär, stand auf dem Programm – mein jagdlicher Traum, schließlich bin ich nahe des Münsterlandes groß geworden und Niederwild seit jeher das, was mein Herz höher schlagen lässt – und es wurde unglaublich familiär, denn die beiden Kinder, die drei Hunde, die Vögel und natürlich die Erwachsenen dazu, schloss ich auch „in echt“ sofort ins Herz. Es war ein Wintermärchen, ein Traum. Ich liebe kleine, unaufgeregte Jagden, wo ein Fehlschuss keine Katastrophe ist und Gelächter, Sprüche reißen, aber auch disziplinierte Jagd zur Grundausstattung gehören. Aber das war eben nicht alles, sondern auch das Drumherum war einfach wunderbar.
Jagen ist für mich mehr, als nur dem Tier nachstellen. Es ist ein Lebensgefühl, Gemeinschaft, es ist das Gespräch beim Schüsseltreiben und noch mehr. Jägerdeutschland ist wirklich ausgesprochen klein und manchmal habe ich den Eindruck, dass jeder jeden kennt, oder jedenfalls fast. Man weiß nicht nur voneinander, wer den besten Hund, den schnellsten Finger oder das ordentlichste Revier hat, die Jagd geht darüber hinaus. Man teilt ein Lebensgefühl. Der Eifersüchtige möchte dieses unbedingt nur für sich behalten, der Großherzige teilt dieses Gefühl mit anderen, manchmal mit Fremden, die Freunde werden, manchmal mit Freunden und hoffentlich nur selten mit solchen, die diese Gabe nicht zu schätzen wissen. Ich bin dankbar für all diese Erfahrungen, die meinen jagdlichen Horizont so erweitert haben, ohne dass ich dafür allzu weit in die Ferne schweifen musste. Es war unfassbar lehrreich, interessant und obwohl ich nicht eine Trophäe an meine Wand hängen kann, so stehen doch all diese Geschichten in meinem jagdlichen Tagebuch und ich hoffe, dass ich eines Tages diese Großherzigkeit, diese Freude und den Spaß zurückgeben kann. Sie sind mir so viel mehr wert, als eine Trophäe, die verstaubt, denn die Erinnerungen werden lebendig bleiben.