Praxistest: MINOX ZX5i Zielfernrohr
Tests

Praxistest: MINOX ZX5i Zielfernrohr

Text Patrik Bollrath
Bilder Finn Marquardt

Minox hat mit der ZX5-Reihe Zielfernrohre in der Einstiegsklasse auf den Markt gebracht. Wie das Zielfernrohr in der Praxis funktioniert, haben wir für euch getestet.

Ende Juli pirsche ich früh morgens an der Waldkante entlang, in der Hoffnung noch einen der beiden schwachen Jährlinge zu sehen, die hier ihren Einstand haben. Der Morgen ist warm und die Sonne verdrängt mit ihren ersten Strahlen die Nacht. Doch nichts ist zu sehen, nur ein Hase, dem ich fast auf die Blume getreten wäre, springt ab, um sich einen Steinwurf entfernt wieder abzulegen und die wärmende Sonne zu genießen. Ich positioniere mich mit meinem Zielstock neben einem Zaunpfahl und lasse ein paar zaghafte Fieplaute in den Wald hallen. Sofort knackt es im kurz vor mir, und einer der gesuchten Jährlinge überfällt den Zaun mit einem Satz und sichert sofort zu mir herüber. Die Waffe im Anschlag drehe ich das Minox von 8-fach auf 3-fach herunter, da sich der Gesuchte nur gute 15 Meter von mir entfernt befindet. Das feine Kreuz wandert zügig auf das Blatt, und im Schuss sehe ich, wie es den Schwachen von den Läufen reißt. Der erste Bock mit dem neuen Minox, und es hat geklappt wie am Schnürchen.

Das Minox ZX5i 2-10x50 mit Leuchtkreuz ist ein kompaktes Allroundglas, das ich auf einer Sauer 100 montiert habe. Es besitzt ein 30-mm-Mittelrohr und ist mit seinen 33,5 cm und 655 g wirklich sehr handlich. Die 5-fache Vergrößerung lässt sich leicht und ohne viel Kraftaufwand mit dem gummierten Ring verstellen, was ich sehr gut finde. Ein zu schwergängiger Zoom ist für meinen Geschmack absolut unvorteilhaft, gerade wenn es mal schnell gehen muss.

Das Sehfeld beträgt laut Minox 18,9 m bei minimaler Vergrößerung und 4 m bei maximaler Vergrößerung auf 100 Meter. Somit ist es perfekt für den Ansitz und die Pirsch geeignet, aber auch mit Einschränkungen auf der Drückjagd einsetzbar. Nur für wirklich nahe Entfernungen oder enge Schneisen ist das Sehfeld etwas zu klein, Aber dafür gibt es ja das Drückjagdglas. Der Augenabstand beträgt satte 100 mm, und es besteht keinerlei Gefahr, sich ein blaues Auge zu holen. Das Okular ist zudem mit einem Gummiring versehen. Der Dioptrien-Bereich reicht von -3,0 bis 2,5 dptr und lässt sich hinten am Okular leicht einstellen. Die Verstellung des Absehens geschieht in ¼-MOA-Schritten, also ca. 0,75 cm. Der Turm auf der linken Seite des Mittelrohrs ist für die Absehen-Beleuchtung. Die Helligkeit des Leuchtkreuzes ist in elf verschiedenen Stufen einstellbar, wobei die Stufen nur minimal als solche zu erkennen sind. Die Beleuchtung schaltet sich nach drei Stunden automatisch aus, sollte die Verstellung der Beleuchtungseinheit nicht mehr verändert werden. Das Absehen befindet sich in der zweiten Bildebene und vergrößert sich so nicht mit, bleibt also angenehm fein. Bei Minox stehen für dieses Glas verschiedene Absehen zur Verfügung. Ich habe mich für das Leuchtkreuz (Absehen PLEX) entschieden, da ich dieses gerne einmal ausprobieren wollte. Des Weiteren stehen noch ein ballistisches Absehen (BDC) und das bekannte Absehen #4 (Leuchtpunkt) zur Auswahl. Das Gehäuse ist aus extrem strapazierfähigem Aluminium aus der Luftfahrt gebaut, und das Innere des Zielfernrohrs ist mit Stickstoff gefühlt, um ein Beschlagen im Glas zu verhindern.

Minox ZX51

Bei der Jagd und im Schießkino machte das Glas eine sehr gute Figur. Das Bild war klar und kontrastreich, nur eine minimal hellere Farbkomposition war wahrzunehmen. Die Randschärfe ist sehr gut, wie ich finde, egal ob auf minimaler oder maximaler Vergrößerung. Die Klickverstellung arbeitete sauber und fehlerlos, wichtig ist hier jedoch, dass man beachtet, dass es sich nicht um 1 cm auf 100m pro Klick verstellt, sondern eben nur um 0,75 cm. Doch ich denke, diese kleine Rechnung stellt niemand vor ein größeres Problem. Ich brauchte einige Zeit, besonders im Schießkino, um mich an das Leuchtkreuz zu gewöhnen, doch dann klappte es gut.

Auf dem Ansitz empfand ich das feine Kreuz als sehr angenehm. Es deckt nur wenig vom Ziel ab und half ein sehr sicheres Gefühl beim Zielen zu vermitteln. In der Dämmerung war das Glas auch gut zu verwenden, und die Konturen des Wildes waren bis in die weit fortgeschrittene Dämmerung gut auszumachen. Bei Vollmond konnte mit dem Glas sehr gut gejagt werden, und einige Füchse ließen sich mit sicherer Kugel an der Fortsetzung ihrer nächtlichen Raubzüge hindern. Das Leuchtabsehen ist fast stufenlos einstellbar und sowohl als Tages- als auch als nachttaugliches Absehen zu verwenden. Für meinen Geschmack könnte es sogar noch etwas mehr gedimmt sein, um auch in der letzten Dämmerung nicht zu hell zu sein. Das Zielfernrohr hat über den gesamten Testzeitraum jede Situation gemeistert und ist für den Preis (etwas mehr als 800 €) absolut empfehlenswert. Egal ob Regen oder Staub bei der Ernte, eine sichere und leichte Erfassung des Zieles war immer gegeben. Es erscheint gerade für Jungjäger wie gemacht und ist bestens als Zielfernrohr auf der Varmintbüchse geeignet. Minox hat in ZX5-Reihe sogar zwei Gläser mit einer 25-fachen Vergrößerung, welche somit prädestiniert für kleine und weite Ziele sind. Bis auf einen halben Minuspunkt für die Beleuchtungseinheit gibt es die volle Punktzahl.


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