Die wichtigste aller Informationen zur Aufzucht von Wiederkäuern ist, dass sie meist dem Tode geweiht sind, wenn man es mit dem Futter zu gut meint. Grünäsung können die Tiere bis zum Sättigungseffekt aufnehmen, Getreide jedoch nicht! Da fehlt den Tieren der Sättigungseffekt und die bei überhöhter Dosierung resultierenden Auswirkungen sind verheerend und führen zu 90% zum Tod (pH-Wert-Veränderungen im Pansen, wässrige Losung, Dehydration). So sollte es auch bei uns kommen. Nachdem Resie die Milch langsam zu langweilig wurde, stieg sie um auf chlorophyllhaltige Nahrung. Der Äsungsfortschritt kam sehr schnell. Vom Rumknabbern bis zur vollmechanisierten Grünzeug-Erntemaschine verging keine Woche. Zusätzlich stellte ich noch gequetschte Haferflocken bereit. Und das war der FEHLER! Bis dahin kannte ich die Auswirkungen nicht bei überdosierter Getreideaufnahme.

Am nächsten Morgen kam es zu einer Schocksituation, die mir durch den ganzen Körper schoss. WÄSSRIGE LOSUNG! Vom Spiegel, über Wedel, bis hin zu den Schalen. Alles war beschmutzt und ich hatte eigentlich keine Zeit mich darum zu kümmern. Ich organisierte schnelle Hilfe, die den Tag frei hatte und sich um alles kümmern sollte. Sporadische Zwischenmeldungen des aktuellen Standes, der Diagnose des Arztes und der Therapie waren unabdingbar. Von Seiten des Veterinärs waren grundsätzlich eigentlich alle Maßnahmen nicht mehr notwendig, da es sich in solchen Fällen um Minuten/Stunden handelt und die Zeit von der Feststellung bis zum Tierarzt schon mehr als 5 Stunden betrug. Er gab „uns“ dennoch die gewünschte Medizin für das kleine Kälbchen. „Schlechte Nachrichten möchte ich nicht übermittelt bekommen!“, war meine letzte Aussage zu meinem angeheuerten Retter, aber soweit sollte es nicht kommen. Resie hat wiederholt lebendig im Garten gestanden, als wäre nichts gewesen. „Diese kleinen Bauchschmerzen stecke ich wohl mit links weg!“, dachte sie wohl. Unverzüglich wurde die Medizin verabreicht und ein Genesungsfortschritt schlug sofort an. Nach etwa einem Tag war die Losung wieder fest!

Wichtig ist auch die Zugabe von Weidenblätter/Weidenästen, denn diese sind eine natürliche Apotheke des Wildes. Salix sp. ist der wissenschaftliche Name für die Weide. In diesem Wort steckt Sali von Salicin, welches in der Weide, neben Gerbstoffen und Phenolglykoside, vorhanden ist und vom Körper in Salicylsäure umgewandelt wird. Diese Salicylsäure dürfte wohl jeder Person mit lästigen Kopfschmerzen bekannt sein. Acetylsalicylsäure (ASS), besser bekannt als „Aspirin“. Nun konnte uns wirklich nichts mehr aufhalten. Resie bekommt nur Grünäsung, nimmt proportional an Gewicht zu und bereitet mir Tag für Tag mehr Freude. Zudem soll es nicht einsam bleiben. In nächster Zeit erwarten wir Zuwachs. Resie bekommt ein Brüderchen. Ich bin sehr stolz, dieses kleine Kälbchen gerettet zu haben, aber bin mir einer Sache zu hundert Prozent sicher! Ohne eure Hilfe, und damit möchte ich alle Ansprechen, die mich tatkräftig unterstützt haben, hätte ich das nie gepackt und Resie wäre wohlmöglich nicht mehr am Leben. Ich bin wirklich fasziniert, wie eng doch Jäger zusammenhalten und das ist heutzutage keine Selbstverständlichkeit! Weiter so…und einen lieben Dank an den Unbekannten-Finder, dass du dich im Forstbetrieb gemeldet hast.


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