Die Jagd auf Otjere ist trotz des hohen Wildbestandes durchaus anspruchsvoll. Zwar hatten wir ungewöhnlich heißes Wetter und damit längere Mittagspausen, aber ich beispielsweise bin in den sechs Tagen laut Schrittzähler immerhin rund 70 Kilometer gepirscht. Die Farm ist bei aller flachen Ähnlichkeit doch recht unterschiedlich. Weitreichende Savanne wechselt sich mit dichterem Buschwerk ab, hohe Termitenhügel im Osten mit kaum welchen im Westen, feiner Sand da, viele Steine dort. Das Hauptaugenmerk unserer Reise lag auf Oryx, Eland, Hartebeest, Streifen- sowie Weißschwanzgnu und natürlich dem obligatorischen Warzenschwein, aber auch Springböcke, Zebras, Impala, Blessböcke, Lechwe, Steinböckchen und Schakale wurden erlegt. Die vor allem beim „Kahlwild“ sehr rotwildähnlichen Wasserböcke, elegante Kudus und wachsame Paviane hatten wir im in Anblick, sie kamen oder waren aber nicht passend. Geparden, Braune Hyänen, Karakal oder gar Leoparden sahen wir leider nicht. Die Pirsch hinter den schrittschnellen Scouts ist nicht einfach, auch sie und ihre unglaublichen Adleraugen übersehen in dem verbuschten Hochgras ab und an Wild und rennen direkt in es hinein. Insgesamt aber sind die Augen der Tracker schlicht phänomenal, vor allem wenn es darum geht, Wundfährten zu halten.

Auf Seiten des Wildes waren es insbesondere die Hartebeester, die wirklich extrem aufmerksam waren und uns so manchen Kriechgang abnötigten. Mit diesen im Troll so seltsam schaukelnden, im Ernstfall aber blitzeschnellen Rothäuten hatte ich lange eine Rechnung offen. Für Otjere-Verhältnisse hatte es recht lange einfach nicht geklappt, bis wir uns in die verbuschte Savannenfläche um die improvisierte Schießbahn für Kontrollschüsse begaben. Zuvor wurden wir immer wieder im letzten Moment entdeckt. Einmal hatten wir gerade einen Pirschgang erfolgslos beendet und wollten uns vom Fahrer abholen lassen, als 200m hinter uns drei Beester über die Patt wanderten – und uns natürlich sofort erblickten. Unser Fahrer bog derweil 60 m vor uns in die falsche Richtung ab, wir trotteten ihm hinterher – da! Direkt vor uns eine rote Decke, eine Haartebeest, endlich, kaum 40 m vor uns und sogar mal abgelenkt, weil dem Wagen hinterher schauend! Jetzt aber! Natürlich hatte ich vergessen, das V8 nach dem kurzen Versuch auf die drei hinter uns von 20fach wieder herunter zu drehen, verdammt! Hektisches Gefummel, ein auf dem Blatt tanzendes Absehen – und Entwarnung: „It´s a bull!“ brummte Philemon, unser PH, missmutig. Das wiederum hörte eben jener Bull, prustete den typischen Warnlaut und jagte in Windeseile davon. Wir suchten Selektionskühe, keine Trophäenbullen…


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