Wenn die Hirsche nicht zu uns kommen, dann kommen wir eben zu ihnen. Wir kletterten also den Hochsitz hinunter und schlichen wie auf Indianersohlen zu dem Fichtenjungbestand. Langsam und leise kamen wir voran und schon hörten wir wieder einen Hirsch, Jiří antwortete ihm und weiter ging es. Jiří vorweg, dann Flo und ich bildete das Schulsslicht – ein schönes Trio.

Immer ein paar Schrift, dann rufen und warten. So bewegen wir uns vorwärts. Immer wieder antwortet uns ein Hirsch und auch ein zweiter muss dabei sein. Wir machen einen Schneise aus, über die das Wild wechseln könnte und wo ein sicherer Schuss möglich wäre. Florian richtet sich auf diese aus und Jiří gibt weiterhin sein Bestes. Kahlwild wechselt über die Schneise, ohne Hirsch. Plötzlich sind sie überall. Es pfeift aus allen Löchern. Rechts, links, vor und hinter uns – überall ist Sikawild. Dank ihres Brunftzustands kriegen sie uns gar nicht mit. Flo ist bereit, aber es kommt nicht dazu, sie ziehen weiter und wir weiter hinter ihnen her.

Das Szenario wiederholt sich. Langsam und vorsichtig pirschen wir weiter. Sie können jetzt maximal 15 oder 20 Meter vor uns sein, aber die jungen Fichten sind so dicht, dass kaum ein durchschauen möglich ist! In einer kleinen Lücke kniet Florian mit der vorbereiteten Büchse nieder, hinter ihm ist Jiří und imitiert den Sikaruf. Jetzt sehen wir einige Stücke vor und rechts von uns. Was genau dann passiert ist, weiß ich nur von Jiřís Erzählungen. Ich konnte, hinter einer dicken Fichte stehend, nichts sehen. Doch plötzlich brach der Schuss und der beschossene Hirsch flüchtete nur noch ein kurzes Stück, ehe er verendete. Was ein Erlebnis und so unfassbar nah, sieben große Schritte trennte Flo und der Hirsch. Als ob nichts gewesen wäre, pfeifen die anderen Hirsche munter um uns herum, ein tolles Schauspiel.


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