Oft haben wir uns mucksmäuschenstill die Füße abgefroren, während wir gespannt dem Toben, Bellen und Rumpeln in der B-Ebene lauschten – bis dann plötzlich irgendwo ein roter Blitz aus der Erde fuhr. Nur keinen Fehler machen, der Hund braucht seine Belohnung, sitzen musste der grobe Hagel! Er tat es natürlich nicht immer. Ich erinnere mich an die Verfolgung eines angebleiten Hochzeiters im Spessart-Revier von Freund Hubsi. Es war leichter Schnee und Frost, in voller Thermo-Montur „sprinteten“ Ralf und ich der Schweißfährte und dem spurlaut-jodelnden Dackel hinterher. Irgendwann verlor sich das Ganze, völlig erschöpft gaben wir schließlich auf und brachen auf einem Feldweg einfach zusammen. Ralf –er war damals noch Raucher…- hatte es wohl schwer erwischt, denn während ich wie ein Wüstenkamel dankbar den gurgelnden Strahl eines wie durch ein Wunder ausgerechnet hier stehenden Trinkbrunnens aufsabberte, fiel mir der völlig entgeisterte Blick eines vorbeitrottenden Joggers auf. Schade, dass es damals weder Handykameras noch Youtube gab: Nicht einmal 2m hinter mir, vor allem aber dem frischen Quell, lag Ralf dampfend und schnaubend wie eine Lokomotive bäuchlings auf dem dreckigen Feldweg und leckte wie ein Besessener das staubige Eis einer zugefrorenen Pfütze ab. Der rammdösige Blick, als ich mich mit Nachdruck räusperte und ebenso wortlos wie breit grinsend ein Wenig Wasser in seine Richtung schnippte, war unbezahlbar. Schön war die Zeit! Natürlich bin ich noch immer Dackelfan, aber da sich meine Hundeführer- Ambitionen nun fast ausschließlich auf Drückjagden konzentrieren, versuche ich, meine Kämpfer möglichst von Baujagderfahrungen fern zu halten.
Aber was haben wir mit den Stöberratten wunderschöne Heckenjagden auf Füchse gemacht! Im Taunus hatten Freunde ideale Reviere dafür, durchsetzt von dichtem, aber sonnigem Schwarzdorn mitten im Feld. Wir umzingelten die Hecken möglichst lautlos und zündeten unsere zuvor nur mit Mühe „ruhig“ gehaltenen Boden-Raketen. Die wussten natürlich genau Bescheid: Wie der Wind zischten Filou, Bobby, Wicky und Jana in die Dornengänge, gefolgt vom Kleinsten, dem zauseligen Nero. Dieser war zwar immer der Langsamste, aber ein perfekter Nahbereichscanner. Jetzt wurde es spannend, wir lauschten… Da! Meist dauerte es nicht lange, bis irgendjemand fündig geworden war und lautstark seine Begeisterung über den Fund kundtat. Insbesondere Nero, der von unserem Quoten-Italiener Luigi einfach von Kopf bis Schwanz in rot-weißes „Vorsicht, zerbrechlich!“-Flatterband eingewickelt wurde und spätestens nach der ersten Hecke aussah wie eine explodierte Clowns-Perücke, hätte durchaus auch als Feuermelder Karriere machen können.
Jetzt war Musik im Treiben! Hier ein Schuss, da ein doppelter, dort ein roter Blitz mit wuseligen Verfolgern – niemand kann da ruhig bleiben! Einmal hatte ich einen echten Sahnestand, an dem ich ein Wenig in die lange, schmale Hecke hineinsehen konnte. Wie so oft bei Füchsen schlich sich schon gleich zu Beginn ein starker Rüde durch die Hecke, um Notausgänge zu evaluieren – das war leicht, ein guter Anfang! Keine Minute später jodelte Filou´s Laut auf mich zu, auf demselben Pfad ein roter Wischer und eine wehende Lunte – Nummer zwei, Heissa!
Die Hunde tobten immer noch, es raschelte – ein Ausbruchsversuch endete in einem Salto. Ich konnte nicht mal aufjuchzen, schon flitzte Teil II des Pärchens hinterher – und legte sich direkt daneben! Eine echte Fuchsdoublette! Ich freute mir einen Ast und hatte gerade nachgeladen, als sich Nero´s Laut noch mehr überschlug als sonst. Dieser Blitz war braun und viel schneller – auch Meister Lampe rollierte filmreif, das war ja unglaublich! Ich konnte mich gar nicht beruhigen, so etwas hatte ich noch nie erlebt! Immer wieder drehte ich mich im Kreis und zählte durch. Tatsächlich, vier Füchse und ein Hase in nicht einmal 8 Minuten! Aber halt, was war das? Inmitten des lautstarken Trubels wollte sich ein ganz Schlauer nach hinten verpieseln! Platt wie eine Flunder schlängelte er sich durch den Bewuchs, alle Dackel-Vermeidungssensoren-Sinne nach vorne gerichtet – Fehler, ich stand seitwärts, das war Nummer 5 auf einem Stand! Insgesamt erlegten wir an diesem sagenhaften Tag 17 Füchse, ein paar Rehe und Sauen sowie den Hasen. Und das war für dieses Revier nicht einmal eine Sensation, seine Jächtelchen steckten immer voller Überraschungen.