Mich überkam das Jagdfieber und ich zitterte wie eine Pappel im Wind. Nun stand er breit und hob das Haupt. Langsam krümmte sich der Finger und ein Knall zerbrach die Stille der Nacht.

Sekunden später hob ich die Wärmebildkamera und konnte es nicht glauben, das Schwein lag am Anschuss und rührte sich nicht mehr. Ich konnte mein Glück nicht fassen und verweilte erst einmal in der Position, um die Sau weiter zu beobachten und mein Jagdfieber etwas in den Griff zu bekommen.

Ein paar Minuten später näherte ich mich an und der Keiler wurde mit jedem Schritt größer. Am Stück angekommen, konnte ich meinen Augen nicht trauen, im Kegel der Taschenlampe lag ein riesiger Keiler mit gutem Treffer, aber ohne Ausschuss.

Natürlich rief ich nun direkt Christine an, welche die Geschichte gar nicht glauben konnte. Musste ich doch nur 200 m vom Auto bis zum Stück pirschen, um nun als erfolgreicher Erleger dazustehen. Überglücklich legte ich auf, um mich nun an das Bergen des Stückes zu machen. Na ja, 200 m mit leicht abfallendem Gelände, auf einer Wiese, sollte kein Problem werden.

Die Hinterläufe gepackt und…unmöglich ihn zu bewegen. Also zum Auto und Bergegurt geholt, fachmännisch angelegt und…unmöglich ihn zu bewegen. Na gut, dann aufbrechen und dann…kein Hauch einer Chance.

Ich musste das Auto holen, was jedoch nicht ganz ohne Tücke war, da die Wiese eine Menge sumpfiger Stellen hatte. Ich fuhr also sehr vorsichtig immer am Rand der Wiese zum Keiler. Nun gelang es mir nach großer Anstrengung diesen in den Kofferraum des Busses zu ziehen, jedoch nur unter Zuhilfenahme einer Plane, welche dies erleichterte.

Zwar völlig verschwitzt und abgekämpft, aber überglücklich erreichte ich die Kühlung im Jagdhaus meines Freundes. Ein Transport vom Auto zur Kühlung wurde mittels Schubkarre bewerkstelligt. Ein Aufhängen des Keilers im Kühlhaus war mir nicht mehr möglich, dies musste auf Morgen verschoben werden. Natürlich habe ich es mir aber nicht nehmen lassen den Bassen zu wiegen und konnte im aufgebrochenen Zustand stolze 100 kg messen.

Für uns in der Eifel ein mächtiges Exemplar und für mich wahrscheinlich schon mein Lebenskeiler, und das beim ersten reifen Keiler überhaupt.

Gegen 01:00 Uhr wieder zu Hause angekommen, wurde ich entsprechend empfangen und der Keiler würdig begossen. Mein Ruf als Hüter der Wiesen war nun wieder hergestellt und meine Schwiegereltern sind noch heute der festen Überzeugung, dass dies nur dem Besuch im Wildpark und dem Hinweis wie Wildsauen aussähen, zu verdanken sei.

Ein wenig glaube ich das auch und fest überzeugt bin ich auch, dass ich dies ohne Wärmebildkamera nicht geschafft hätte.


Laden...